Dienstag, 4. Oktober 2016

Hauptsache wir hatten Spaß… und der Zuschauer einen guten Schlaf



Das Pro7 Auswärtsspiel - ein Experiment, total Live, eine Gameshow beim Kandidaten zu Hause!
Ja, was wollte man nicht alles sein bei ProSeven, also dem Sender, der durch den Rückzug von Stefan Raab aus dem Rampenlicht deutlich an Profil eingebüßt hat.

“Schlag den Star“ und diverse WMs laufen zwar weiter, aber ohne das Zugpferd sind die weniger griffig, weniger Show, denn dazu gehört nunmal ein echter Entertainer, also jemand, der das Ding nicht nur machen will, sondern dabei auch unterhält. Und diese Präsenz hatte Raab, egal ob man seine Art möchte oder nicht.

Nun denn, es muss nun auch ein danach geben und so versucht man sich in neuen Formaten. Mit dem “ Auswärtsspiel“ wollte man nun Punkten. Genau gesehen ist das ein “Schlag den Star“ mit den gleichen Spielen und den gleichen Stars (nur dass es drei davon gibt), die gegen einen Kandidaten spielten, der 100.000 Euro gewinnen konnte. Soweit, so gut, allerdings wurde die Arena nicht im Studio, sondern “ganz spontan und live bei einem Zuschauer“ direkt vor Ort aufgebaut.

Der Sinn des Ganzen, so liest man schon, erschließt sich also nicht wirklich. Zudem hatte ausgerechnet dieser Kandidat eine richtig grosse Wiese (für die Bühne) neben seinem Häuschen und auch sonst waren die Bedingungen eben ideal – kleines Dorf, grosse lange Straße, Freifläche. Nichts wäre mitten in einer Stadt derart einfach möglich gewesen. 

Schon während der Sendung prasseln die Kommentare auf Plattformen wie Facebook darüber hernieder. Die Zuschauer glauben nicht, dass man “ganz zufällig“ ausgewählt hat und der Kandidat total überrascht wurde. Zu geleckt präsentiert sich die Familie, zu klar ist für jeden, dass logistische Faktoren die Auswahl bestimmt haben. Das selbst ist ja gar nicht so schlimm, aber wofür nun der ganze Aufwand, fragt man sich, wenn es am Ende doch nicht anders ist, wie im Studio.
Naja, es ist ja doch anders. Es ist chaotisch, die Spiele sind schwer zu erklären, das Feedback der Zuschauer wird vermisst, die Moderatoren fallen sich gegenseitig ins Wort, die straffe Regie fehlt und man tappst elend lange ziellos herum, so fühlt es sich zumindest an. 

“Spaß komm raus, du bist umzingelt“, heißt die Parole, doch der Spaß hat sich gut versteckt. Ist man am Anfang noch interessiert ob des ganzen Zirkus, spannt man den Zuschauer mit über 4½ Stunden “Unterhaltung“ sehr auf die Folter, so dass man sagen muss: selten war Werbung so erfrischend, selten war ein Gang aufs Klo faszinierender. Gut, man muss zu Gute halten, dass Pro7 ja dennoch einer der wenigen Sender ist, der solche Experimente wagt. 

Die “Millionärswahl“ war 2014 ebenfalls ein Kandidat mit ähnlichen Kritikpunkten – keiner Verstand die Regeln, den Kandidaten hat man es nicht gegönnt und insgesamt fehlte der Moderation auch der entscheidende Funke. 

Egal wie, das ganze Team tat einem Leid bei der Show, denn während die noch fröhlich lächelnd von einem Spiel zum anderen gingen, konnte man auch bei den anderen Zuschauern den Unmut aktiv nachlesen. 

Eine Sendung die man nicht vergessen wird. Naja, dann vielleicht verdrängen…

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