Wieder einmal habe ich Tage des Leidens durchgestanden, um
erneut die TV-Kultur zu würdigen.
Bei “Adam und Eva“ – Promis nackt im Dschungelparadies,
möchten sich “Promis“, von denen garantiert noch niemand gehört hat (ja, “normal“
ist das neue “Promi“) verlieben. Beiläufig sei erwähnt, dass alle dabei
komplett nackt sind – und das heisst wirklich komplett. Warum? Niht wegen der
Felischbeschau des gaffenden Voyeur-Publikums oder der Quotengeilheit der
Macher, nein, ganz einfach weil sie ja ganz allein auf einer einsamen Insel
sind (neben den 35 unsichtbaren Mitarbeitern der Produktion). Hier zählt auf
jeden Fall nur eines, nämlich nackte Haut und sinnlose Dialoge.
Gleich im Anschluss läuft auf dem selben Sender übrigens
“Die kuriosesten Nacktshows der Welt – wie wichtig ist der Faktor “Haut“?“ Also
der gleiche Blödsinn nur als heuchlerische Reportage getarnt.
Grundehrliches Fernsehen dagegen im “Kabel1 Magazin“. Hier
kommt um 23 Uhr ein Magazinstück, wie man Zähne putzt. Vielleicht eine
Reminiszenz an das Publikum (obwohl auch fernsehgeile Achtjährige bei sowas
einschlafen würden), vielleicht ein Hinweis der Redakteurin an ihren Mann, man
weiß es nicht, was in den Köpfen der Macher vor sich geht, wenn sie den neusten
Trends und Styles hinterherrennen und das dann dabei herüberkommt.
Wo anders such man das “Curvy Supermodel“, also nicht
einfach so Konsumschnitten oder Fashionbräute, nein echte Frauen mit Ecken und
Kurven. Allerdings besteht die Sendung hauptsächlich darin, vor allem die
emotionalen Geschichtchen der Bewerberinnen elegisch zu präsentieren (á la “mein
Freund ist nicht mitgekommen zum Casting und deswegen bin ich traurig“). Das
“Talent“ beschränkt sich dann darauf, ca. 50 Sekunden einen fingierten Laufsteg
entlang zu laufen. Und das ist dann genauso simpel und einschläfernd, wie es
sich anhört.
Bei der “Karawane der Köche“ sind es Streetfood-Teams, die
sich duellieren und bei denen man zum Halbfinale antritt. Dort werden Brötchen
gebacken – aber nicht ohne dass alle Köche minutenlang erstmal dahin aufbrechen
und nachdem zig Mal vom Halbfinale geredet wurde, dauert es geschlagene 10
Minuten, bis sich dann alle erstmal in Gang gesetzt haben.
Das große Erziehungsexperiment verwöhnt uns hingegen mit
einer Live-Schalte ins Wohnzimmer der Familie Ackermann. Das Paar sitzt da und
blättert eng aneinander geschmiegt in einem Magazin – wahrscheinlich der TV-Zeitschrift
oder der Superl-Illu. “Spontan“ und “ungestellt“ sind dabei zwei Worte, die einem
garantiert nicht bei solchen “Live-Schalten“ einfallen würden.
Aber auch auf den kleineren Kanälen geht es rund, denn hier
wird bei Sixx in “Pain & Fame“ Deutschlands Supertätowierer gesucht. Wie
bei allen anderen Shows hört man zum hundersten Mal den Klang von
Kriegstrommeln bei der Verkündung der Urteile, sieht zum tausendsten Mal
Kameraschwenks auf die Gesichter der Leute, wird wieder jeder Moment ins
Unendliche gedehnt, wenn die Verlierer gehen müssen.
Und ganz am Ende kommt bei Pearl TV “Das 5 Euro Überraschungsangebot“,
bei dem Artikel, für die man maximal 4,99 zahlen würde, für 5 Euro im Angebot
sind. Präsentiert in der gewohnten gelbstichigen Simpsons-Hommage-Optik, bei
der jeder der nicht Augenkrebs bekommt, dringend zum Arzt sollte. Präsentiert
von zwei gefärbten Blondinen, die permanent kichernd sich gegenseitig ins Wort
fallen und “Möchten Sie´s sehen?“ oder „Sind Sie aufgeregt“ rufen. Nein, auch
der automatische Seifenspender mit Bewegungssensor reist mich nicht von der Couch
(hmm, ein bisschen dickflüssig, die Seife, was habt ihr denn da wieder
eingefüllt, haha).
So gehen Stunden des Leidens zu Ende – aber ich kann alle
beruhigen, ich schaue mir das auch nur in kleinsten Dosen und Miniausschnitten
an, das reicht um derlei Wahnsinn mitzubekommen und schützt mich selbst vor
bleibenden Schäden.
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