Montag, 5. April 2021

Ich bin es leid, die Dummheit weiter mit anzusehen...

 Klimawandel – nö, gibt es nicht. Temperaturschwankungen gab es schon immer. Dass wir seit über 150 Jahren einfach mal alles in die Luft blasen, was nicht niet- und nagelfest ist, hat ja damit nichts zu tun. Dass die Ressourcen in kürzester Zeit einfach komplett verfeuert werden? Pustekuchen. Denn auch früher schwankte die Temperatur. Dass sich der Lebensstil geändert hat, allgemeiner Luxus allgegenwärtig ist, man sich in die Fresslucke immer genau das stecken kann, was man will, nicht verzichten muss und lebt wie Manfred im Schlaraffenland, gemessen zu früheren Zeiten? Grundrechte! Ja, genau, die die die Generation Heulsusen sich nie jemals hätte erkämpfen können, aber jetzt darauf rumreitet, als wären sie ein Gut, das sie auch nur im Ansatz verstehen würden und nicht ein banales Schlagwort dafür, eigene Ansichten durchzusetzen und vor allem den eigenen Egoismus und die pure Ausbeutung von allem voran zu treiben.

Sich ändern? Nö, warum denn. Mir geht es ja so gut. Ändern würde ja vieles bedeuten, z.B. Verzicht. Aber wenn man etwas immer gehabt hat ohne darüber nachdenken zu müssen, dann verzichtet man ungern darauf. Nachzudenken, ob etwas richtig oder falsch ist, ist einfach fehl am Platz, schließlich müsste man sich dann im schlimmsten Fall beschneiden. Dann schon lieber allen anhängen, die das utopische Märchen verbreiten, dass man genau so weiter machen kann, wie bisher und alles wird immer und ewig gut sein, werden und vor allem bleiben. Nicht verzichten wollen spielt da eine Rolle, blanker Egoismus und anti-soziales Denken ebenso. Lieber glaubt man dem honigschmierenden faulen Gelabber ebenso egoistischer Dummschwätzer, die den eigenen Glauben an sich selbst und die nach-mir-die-Sintflut-Einstellung festigen, als einmal weiter nachzudenken.
Faulheit, Trägheit, Egosimus. Das sind leider die Pfeiler, auf die man dann sein Gerüst des Lebens erbaut. Okay, das mag etwas hart klingen, schließlich „meinen es viele nicht so“, aber letztlich ist nicht die grundsätzliche Einstellung entscheidend, sondern das Ergebnis bzw. die Auswirkungen dieser Einstellung.

Man müsste etwas machen, müsste verzichten, müsste eben mehr so leben wie „früher“. Genau dieses „früher“, das so oft fälschlich missbraucht wird, wenn erzählt wird, dass „früher“ die Menschen das ja auch so gemacht hätten und das man dies „schon immer“ so macht. Na gut, kann man von den Intelligenzbestien, die oben genannten propagandieren ein tieferes Wissen der Geschichte erwarten? Kann man wirklich erwarten, dass diese abstrahieren, dass gegenwärtiges nicht immer vergangenes war? Kann man wirklich erwarten, dass Menschen abstrahieren, dass sie nicht immer im Honigfass gelebt haben? Dass nicht immer Frieden herrschte und 30 Tage Fleisch im Monat die Regel waren? Kann man wirklich erwarten, dass genau diese Leute, die erzählen, dass „früher“ das schon immer so war, wissen was früher war und sich wirklich Gedanken darüber gemacht haben?
Nein, kann man nicht, denn sonst würden diese Leute ja nicht solchen Schwachfug behaupten und ihre Kauleisten für mehr auseinander bringen, als sich ständig darüber zu beschweren, dass sie nicht immer das bekommen, was sie wollen und wie Kleinkinder herumjammern.

Ja, verzichten lernen muss man auch lernen. Und eigentlich könnte das alle bereichern. Dazu müsste aber Verständnis dafür herrschen und vor allem der eigene Egoismus etwas weichen. Vielleicht kostet dann Fleisch eben mehr als heute. So wie früher, übrigens. Und vielleicht bedeutet das, dass man weniger davon ißt. So wie früher eben. Und dass die Tiere dadurch besser gehalten werden und letztlich nicht reines Wegwerfprodukt sind. So wie früher.
Ach nein, das ist ja das andere früher. Das böse früher. Also das echte, nicht das aus Utopia oder Schlaraffia. Das ist nicht das Früher, das man so gerne anführt, also das früher, dass sich einfach auf die letzten Jahre bezieht und nicht auf echtes früher, also so wie es einstmals mal war in der „guten alten Zeit“, die ja ganz anders war und in der die Verfechter dieser gar nicht leben wollen würden, weil sie diese ja gar nicht meinen, sondern sich auf die in ihren Hirngespinsten beziehen.

Tja, und weil jeder fromme Wunsch letztlich nicht das bringt, was man erhofft, sind es leider nicht Erkenntnis, Verständnis und Vernunft, die die Menschen in ihrer Masse zum Handeln bringen, sondern Gesetze, Verbote und Regeln.

Nichts anderes zeigt sich in der aktuellen Situation. Appelle an die o.g. Vernunft sind unnützer Wunschgedanke. Gibt es keine Regel, kein Verbot, dann ist es egal, was richtig wäre, so lange es erlaubt ist, ist es ja nicht verboten.

So sehr Einschränkungen auch Beschneidungen sind, manchmal ist die Masse eben nicht mit Schwarmintelligenz gesegnet, sondern mit Schwarmdummheit. Auch wenn viele Dinge richtig machen, sind es die Egoisten, die anti-sozialen, die Kurzzeitdenker, die alles-haben-Woller, die aus der Norm ausbrechen und Erfolge verhindern. Oder eben zeigen, dass man nur durch Verbote Dinge regeln kann und nicht durch Gebote.

Warum geht der Lockdown lange, warum werden Regeln immer wieder gelockert und verschärft? Die Antwort findet sich im gerade geschriebenen Text. Genau darum. Und auf diese Erkenntnis hätte ich lieben gerne verzichtet.

Donnerstag, 14. Januar 2021

Haltet doch einmal für 5 Minuten die Klappe! – eine Medienkritik

 

Die Coronapandemie hat vieles gezeigt und zu Tage gebracht. Dass die Welt klein ist, dass der Mensch trotz aller Hybris und Technologie von einem Virus in den Grundfesten erschüttert wird, dass H.G. Wells Recht hatte, als er 1898 die überlegenen Außerirdischen in “Krieg der Welten“ nicht durch menschliche Stärke oder Erfindungsgeist besiegen lässt, sondern durch die simpelste aller Lebensformen, nämlich einfache Bakterien.

Die derzeitige Situation mag man nun auch als Schlag Gottes oder der Natur gegen die menschliche Hybris sehen, das Ende sei nahe verkünden oder wie auch immer für eigene Anschauungen oder Ziele instrumentalisieren. Oder man nimmt es als Ausprägung eines widernatürlichen Lebensstils, angefangen von der Ausbeutung der Natur bis zu Massentierhaltung.
All das mag und darf man tun. Philosophische Ansätze davon sind auch richtig und wichtig. Aber in all dem darf man nicht das Direkteste vergessen, d.h. wie reagiert man darauf und wie nimmt das alles der normale Bürger wahr, der Kinder hat, zur Arbeit geht, der sich Sorgen um die Großeltern macht und schwankt zwischen Weihnachten in der Familie und totaler Abstinenz. Der die Kinder isoliert, Kontakte beschränkt, Beziehungen verhindert, das soziale Umfeld rein virtuell gestaltet. Oder der sich denkt, lasst mich in Ruhe damit, wir sterben ohnehin alle, lasst uns das nicht so eng sehen.

Warum Handlungsempfehlungen scheitern und sich Menschen erst durch rigorose Gesetzte und Gebote an Dinge halten, ist fast schon zu klar. Der große Feind ist immer der Trott, die Gewohnheit. Was, die soll ich ändern? Auf keinen Fall, ihr spinnt ja!

Ja, das ist der größte Feind. Nicht umsonst befinden sich Menschen unsäglich Lange in Situationen, die sie selbst eigentlich gar nicht wollen. Der Job ist schlecht, die Partnerschaft schon lange über den Berg, Nichtraucher sein wäre toll, ich wollte schon immer ein Buch schreiben und wenn, dann wird es großartig - und außerdem ist man viel zu dick geworden. All das kann aber leider nur einer ändern. Man selbst. Und das ist auch das Dilemma.

Status Quo wünschten sich nämlich nicht nur die Teilnehmer des Wiener Kongresses 1815, sondern das wünscht sich auch jeder Mensch. Nur nichts ändern, es ist ungewiss, was da dann auf einen zukommt. Als ob es das nicht ohnehin wäre. Und dann, das ist das schwerste von allem, müsste man aus seinem Trott ausbrechen, aus der Bequemlichkeit eines eingespielten Alltags, aus bekannten Abläufe, aus allem was genau kalkulierbar ist, was keine Änderung bedeutet, was so ist wie immer, wo also die Anstrengungen gering sind.

Das könnte man noch weiter ausführen, doch ich denke, der Punkt ist klar geworden. Und das spielt auch bei der Umsetzung von Dingen eine Rolle, die nötig sind, um weiter auf dem Planeten zu leben. Weniger Raubbau mit der Natur, weniger Fleischkonsum, saubere Meere, weniger fossile Brennstoffe. Das klingt ja alles schlüssig, aber sobald es ans Ändern geht, laufen die Leute Sturm.

Das hieße ja dann faktisch wirklich weniger Auto fahren. Oder eben weniger Fleisch essen. Oder weniger Feuerwerk. Wo kämen wir denn da hin, wenn all die ganzen Traditionen wegfallen. Die machen unsere Kultur ja aus.

Ja, die machen sie aus. Und zwar die Kultur des ungehemmten Wohlstand, in der wir uns befinden. Noch nie wurde das so praktiziert wie heute. Selbst der allmächtige Sonnenkönig hat sich einst mit einem Plumpsklo zufrieden geben müssen und angeblich stank es in Versaille derart, dass man dem Übel nur mit dem Versprühen von Unmengen von Parfum Herr werden konnte.

Fleisch jeden Tag in rauen Mengen auf dem Tisch gab es nie zuvor. Einmal in der Woche vielleicht, ansonst war das eben in Resten verkocht in einem Eintopf oder einer Suppe. Das sind nur Traditionen, die welche sind, weil man es nicht anders kennt, weil man im Honigtopf aufgewachsen ist und nicht ein Körnchen Zucker von seinem Teller fallen sehen möchte. Das Schlimme dabei ist, dass man selbst diesen Honigtopf gar nicht sieht, sondern in menschlicher Hybris und arroganter Unbescheidenheit davon parliert, man könne einen ja nicht Beschneiden in diesen Dingen, denn das wäre Sklaverei und Tyrannei. 

 

Faust ins Gesicht ist meine Antwort darauf. Einfach mal die Klappe halten. Denn wer nicht erkennt, dass er da ist, wo er ist, der hat es nicht verdient. Der sollte genau dies erfahren, nämlich Tyrannei und Diktatur. Wer dies jetzt hier ruft, der scheißt damit auf alles, wofür Menschen gestorben sind, die genau dagegen gekämpft und gelitten haben. Respekt. Bescheidenheit. Das fehlt leider viel zu oft. Ja, natürlich, man kann etwas verbessern, aber genau darum geht es in diesem Fall ja nicht, sondern dass die eigene Wohlstandssuhlerei nicht in Frage gestellt wird. Dass man schön Erdbeeren im Winter bekommt, die Regale immer voll sind und am liebsten alles sofort und immer haben möchte. Da wird die Freiheit der eigenen Rechte für ein kostenloses Handyspiel aufgegeben und dann lauthals gegen „das System“ gebrüllt, wenn es mal daran geht, selbst aktiv zu werden.

Auch das könnte man lange ausführen, aber ich denke auch hier ist der Punkt klar geworden.Ändern möchte sich keiner und schnelle Änderung schon gar nicht. Auch wenn es besser wäre. Für einen oder für alle. Es wird sie immer geben, die die es rauszögern, die es nicht wahrhaben wollen aus den oben genannten Gründen. Und deswegen funktioniert es in der Masse leider nur mit Gesetzen, wenn etwas durchgesetzt werden soll. Ansonst beruft sich nämlich wieder irgendjemand, der zu bequem und zu faul ist, etwas anders zu machen auf seine Grundrechte Scheiße labern zu dürfen oder diese auch gefälligst genau so ausführen zu wollen bzw. dies nicht zu tun. Und schon gar nichts “für“ die anderen tun zu müssen, auch wenn man nicht betroffen wäre oder es einem egal sei, aus welchem Grund auch immer.

 

Kommen wir zum letzten Aspekt dieses Essay, denn der Argumentationskette folgend, dass niemand Änderungen möchte, weil diese die Gewohnheiten ändern und vor allem schnelle Maßnahmen nur durch Gesetze durchführbar sind und nicht auf den (ohnehin meist nur dezent vorhandenen) Intellekt der Menschen setzen können – und das ist die Rolle der Medien. Denn diese muss sich auch ändern. Und das wollen die genauso wenig, aber auch sie müssen sehen, dass es mehr gibt als Schlagzeilen in der eigenen Verantwortung zum Konsumenten.

Ja, es gibt keine “die Medien“, denn diese sind ein Konglomerat aus vielem. Zeitungen, Radio, TV, Internet-Plattformen, Social-Media. Und auch hier reicht das Spektrum von links nach rechts. Und auch in der Ausprägung ist das unterschiedlich, auch bei den Rezipienten, die man anspricht. Aber trotzdem gibt es Züge, auf denen alle fahren.

Schnell berichten ist einer davon. Schlagzeilen raushauen ein anderer. Eine Schlagzeile ist nicht einfach eine Überschrift, sondern diese soll ja dafür sorgen, dass man einen Artikel liest, einen Beitrag klickt oder ansieht. Und das geht nur durch maximale Wichtigkeit, Angst, Neugier und Polarisation. Ist es JETZT wichtig, dann muss man das quasi Lesen. Polarisiert es – umso besser. Denn egal was drinsteht, es ist ja eine neue Ansicht zu einer alten Meinung. Und das verkauft sich leider immer noch am Besten.

Jeden Sommer hagelt es die immer gleichen Meldungen, wenn das vielzitierte mediale Sommerloch gerade anklopft. Natürlich gibt es da auch die Brandstorys wie “Kann man Melonenkerne eigentlich mitessen?“ oder “Blumentopf in Freiburg von Fensterbrett geworfen – Polizei bittet um Mithilfe!“.

Aber eben auch klassische Sommerloch-Polarisation wie “Trinkt nur heisse Getränke, wenn es warm ist! Richtig heiss! Keine Kaltgetränke!“ Oder: “Schlaf dich schlank – Abnehmen im Schlaf, so einfach ist das.“
Und natürlich wird dann auch der unbekannte Abseitspolitiker aus der zehnten Reihe zitiert, der irgendeinen abstrusen Nonsens fordert, den sowieso niemand ernst nimmt, außer es ist Sommerloch und er polarisiert damit schön und man liest den Schwachfug, um sich gepflegt darüber aufzuregen und dann auf die Politiker zu schimpfen und die Pläne, “die die da oben“ wieder einmal vorhaben.

Pustekuchen. Wollte ja keiner, aber es liefert so schönen Stoff und Aufregen tut ja auch der Seele gut, denn dann geht es einem selbst wieder besser, da man ja seiner Wut Luft gemacht hat. Geändert hat man eh nichts und letztlich wird ja auch das nicht gemacht, was Mr. Nochniegehört da im Sommerloch gequakt hatte, also alles beim Alten und keinem tut es weh.

Aber auch ausserhalb dieser Zeit funktionieren Schlagzeilen so. Polarisation ist immer noch das Beste Mittel. Neben Angst und Dringlichkeit. Angst gibt es allerdings gerade inflationär. Das zieht dann nicht mehr ganz so gut und läuft sich aus. Und wenn das der Fall ist, dann muss man eben andere Hebel ansetzen.

Und hier beginnt die Verantwortung. Es ist eben nicht Sommerloch gerade. Sondern eine Pandemie, die die Menschen verunsichert und die vor allem Geschlossenheit braucht. Es ist, wie erklärt, ohnehin schon schwierig den Trott zu überwinden, erst Recht wenn es negative Auswirkungen hat, nämlich erhebliche soziale Einschränkungen. Hier fordern alle Einigkeit und soziales Verhalten Füreinander. Aber in der letzten Konsequenz müssen sich auch die Medien daran halten.

Eine Schlagzeile ist eine Schlagzeile, aber jetzt ist sie eben viel mehr. Im schlimmsten Fall ist sie verunsichernd und kontraproduktiv. Und das sollte man selbst bedenken. Sofort als es um das Thema Masken ging, kam die Polarisation auf, dass diese auch nicht ausreichend schützen.
Dankeschön.
Aber besser als ohne, so ist der allgemeine Konsens mittlerweile definitiv.
Keiner braucht hier Erbsenzählerei die öffentlich ausgetragen wird.
Wie krumm muss die Banane sein, um noch als Banane durchzugehen?

Bitte klärt das doch in Brüssel und bitte spendiert keine weitere polarisierende Schlagzeile mehr für noch mehr Verunsicherung. Die Presse hat hier eine Verantwortung und dieser kommt sie nicht in dem Maße mach, die sie sollte. Auch sie muss sich einer moralischen Kritik stellen und kann nicht wahllos für reine Click- und Leserzahlen alles letztlich torpedieren.

Das Torpedieren ist zwar nicht gewollt, aber es ist die Folge dessen. Nämlich dass es eine noch größere Verunsicherung gibt. Dass Menschen zum einen jeden Strohhalm ergreifen werden, nicht das zu tun, was Änderungen erzeugt (der Klimaschutz ist da das beste Beispiel), zum anderen, dass das all denen in die Karten spielt, die ohnehin dagegen angehen und zuletzt dass es noch die verunsichert, die eigentlich das Richtige tun wollen.

Es gibt Momente an denen eine Schlagzeile nicht mehr wichtig ist. An denen eigene Bereicherung und eigener Erfolg hinter dem Rest zurücktreten müssen. Das fordere ich von den Medien und der Presse. Mut zu besitzen und Einigkeit zu fördern und nicht Zwietracht zu säen, selbst wenn dies unbeabsichtigt wäre. Soviel Umsicht sollte man haben – oder sie sich wieder erarbeiten.