Sonntag, 14. Oktober 2018

Schneckencreme und Schlangenöl


Schneckencreme aus echtem gefiltertem und gereinigtem Schneckenextrakt!
Ja, genau das ist im Angebot. Und obwohl es so klingt, als würde man gerade einen alten Western schauen, in dem irgendein Schlitzohr den Bewohner der von ihm bereisten Städte Schlangenöl als Allheilmittel verkauft, passiert das Ganze vor meinen Augen im Jahre 2018 auf einem Shopping-Kanal. Naja, dass dort allerlei verkauft wird, ist ja klar – und natürlich auch, dass die dort angebotenen Spülmittel, Kleider oder Cremes besonders tolle Eigenschaften haben, ja ebenfalls. Aber dass jemand die alte Schlangenöl-Nummer rauskramt, hätte ich echt nicht gedacht.
“Wir haben noch nie, bei keinem Hersteller, Scheckencreme in dieser Größer angeboten!“, wirkt die Aktion weiter angepriesen – ist ja klar, will ja auch wahrscheinlich sonst keiner. Und wie weiland dunnemals kann die Creme auch wirklich alles – Verjüngung, Faltenreduktion, unreine Haut beheben. Immerhin trägt man nicht ganz so dick auf wie einst, d.h. Krankheiten werden nicht geheilt (zum Glück darf man das bei Verkaufsshows nicht derart bewerben, sonst wäre das evtl. auch im Topf mit gewesen).  Und was soll dieser Wahnsinnsspaß dann kosten? In der Apotheke (wo das eh nicht verkauft wird), angeblich 59 Euro – doch heute nur 8!

So, sacken lassen. Wie soll das denn bitteschön möglich sein? Wer soll das glauben? Das heisst doch, trotz der Fernsehshow, die Geld kostet, verzichtet irgendjemand freiwillig auf 50 Euro Gewinn? Naja, ist auch nichts anderes als die “ Kaufen-Sie-ein-Set-und-Sie-bekommen-ein-zweites-gratis-dazu“-Nummer.

Immerhin handelt es sich hier, wie weiter erläutert wird, um eine südamerikanische Schneckenart. Jaja, das klingt schön exotisch und zudem haben wir hier ja als Normalzuschauer keine Ahnung von südamerikanischen Schnecken. Natürlich gibt´s keine weiteren Infos zu dieser mysteriösen Schneckenart, so bleibt´s geheimnisvoll, aber immerhin sind diese nach der Aussage der Dame, die das verkauft nach “Deutschem Reinheitsgebot“ hergestellt. Na das ist doch toll, ich wusste gar nicht, dass wir ein deutsches Schneckencremereinheitsgebot haben. Wieder was im Bildungsfernsehen gelernt!

Sonntag, 2. September 2018

Die Rückkehr der Schnarchformate


Im Trend der gnadenlosen Formatneuauflagen rund um “Genial daneben“ und “Jeopardy“ reaktiviert man auch die schon vor 20 Jahren gnadenlos lahmen Witzeshows, die meist nur durch ihren komplette Unhumor glänzten, woran sich auch heute nichts geändert hat.

RTL schießt “Markus Krebs Witzearena“ los, wo allerlei Comedy-Promis die Witze aller gesammelten Fips Asmussen-Platten von Karten vorlesen. Dabei belacht man sich gegenseitig überschwenglich wie weiland schon bei “7 Tage 7 Köpfe“, was bei so vielen Rohrkrepierern echt eine Leistung ist. Die Witzigkeiten sind hingegegen so alt und flach, dass man kaum ein Publikum finden kann, dass diese noch nicht kennt und schon damals nicht darüber gelacht hatte. Leid kann einem also definitiv das arme Saalpublikum tun, dass das ganze ertragen muss und sicher mit anderen Versprechungen in diese Hölle gelockt wurde.

Wenig Mitleid hingegen gibt´s für die unbekannten Pflänzchen des “Sommerhaus der Stars“, der Big Brother-Variante von RTL - nur mit mehr Spielen, weniger Laufzeit und mit Urlaubslocation. Wer wollte, konnte dann im Anschluss auf SAT1 mit dem Original weiter machen und ähnliche Kaliber in “Promi Big Brother“ bewundern und zwei Finalistinnen erleben, die bei ihrer finalen Ansprache auf dem Heilstrip zu sein schienen, so sehr hat sie das alles anscheinend mitgenommen.

Beides ist mittlerweile vorüber, aber schon ist RTL wieder zur Stelle und versendet Samstag Abends die 2017er-Ausgabe des “Sommerhaus der Stars“ erneut, wieder mit “Stars“, die man ohne Beschreibung nicht kennt, ein Phänomen, das alle diese Promi-Formate gemeinsam haben.
Dafür dürfen sie alle verdientermassen leiden, wenn bei einem Fragespiel Köpfe der Partner mit geschälten Zwiebeln übergossen und harte Fragen wie “Was heisst BH?“ an die Männer gestellt werden. Aber das gnadenlose Team kennt eben keine Gnade und steckt sie kurz darauf noch in übergroße Froschkostüme (oder wahlweise auch den Biber) bzw. stattet die Frauen bei einer anderen Demütigung mit übergrößen Hintern und Brüsten aus, mit deren schwammhafter Saugfähigkeit sie Bottiche füllen müssen. Recht so – wer da mitmacht, der hat es nicht anders verdient.

Zumindest denkt man sich das, wobei das geneigte Publikum meist mit einer Mischung aus Fremdschämen, leichtem Demütigungsfetischismus und dennoch etwas Mitleid zusieht. Andere fiebern leider sogar mit und hören sogar zu, was gesagt wird, anstelle etwas nützlicheres zu tun, wie die neue “Mickey Maus“ zu lesen oder die gestrige Zeitung zu bügeln. So unterschiedlich können Zuschauer sein, man glaubt es kaum, aber so lange die Spiele schön herablassend sind, wird man immer einen gemeinsamen Nenner finden können.

Freitag, 3. August 2018

Tanz der Teufel auf dem Grabbeltisch


Es ist nur ein Beispiel unter anderen, aber als 1981 “Tanz der Teufel“ erschien, durchlebte der Film hierzulande eine beispiellose Odysee der Behördengänge bis hin zur Indizierung und Beschlagnahmung. Vor allem letzteres bedeutete, dass der Film auch nicht verkauft werden darf. So richtig das Altersfreigabekonzept auch ist, so seltsam mutet es an, dass genau dieser Film, der Thema zahlreicher Debatten und Klagen war, seit 2017 nicht nur mit einer lahmen FSK ab 16 neu gewertet wurde, sondern mittlerweile auf den Krabbeltischen der Elektrofachmärkte liegt. Hier stellt sich die Frage, ob nicht 16-jährige immer noch 16-jährige sind, also selbst wenn die vorigen älter geworden sind, und damit hoffentlich reifer und mündiger, so sind es die heutigen ja wiederum nicht, genau wie in den 80ern. Wie kann es dann sein, dass Filme, die Händler früher niemals auch nur mit der Kneiffzange angefasst hätten, nun im Angebotspreis ausliegen? Sind die Werke denn nun nicht weniger schlimm oder hat sich das Sehverhalten derart geändert, dass alle nur noch verroht sind? 

Auf der anderen Seite gibt es dann auch genügend Filme wie “John Rambo“, die obwohl ab 18 freigegeben sind, wieder in den entscheidenden Szenen gekürzt sind, als ob der 18-jährige selbst nicht fähig wäre, zwischen Realität und Film zu unterscheiden. Auf der anderen Seite gibt es dann aber das Wahlrecht ab 18 bzw. teilweise schon ab 16 mit seltsamen Begründen, also genau für den jungen Erwachsenen, der eigentlich zu doof scheint, Filme und Realität zu trennen, aber anscheinend klug genug ist, Politik und Wahlen zu beurteilen. So gesehen sagt das viel über den Inhalt der Parteiprogramme aus, die damit unter der Komplexität eines Teenie-B-Horror-Film stehen müssen. 

Nunja, es ist, wie es ist, die FSK ist derzeit ohnehin viel freier um Umgang geworden, wie einst, was durchaus eine richtige Entwicklung ist, allein die Bigotterie mag seltsam erscheinen, wenn die damals gebannten Medien nun überall im Angebot angepriesen werden und sich nun niemand mehr scheut mit den härtesten Horrorfilmen Geld zu machen, die vorher moralisch fragwürdig waren.

Dienstag, 17. Juli 2018

Superheldenfilme – bitte verschont uns endlich!!!


Einst waren sie Superhelden und die Verfilmungen rar gesät.
Einst konnte man sie auch noch anschauen und den manchmal stärkeren, manchmal weniger starken Popcornunsinn genüsslich goutieren.
Doch dann kam die Apokalypse. Der Comicwahnsinn. Der totale Overkill.

Ich bin irgendwann ausgestiegen nach der anfänglichen Vorfreude, dass man die Titel mit großem Aufwand und einem gewissen Ernst produziert. Spätestens dann, als genau das eingetreten ist – die reine Maschinerie, der Moloch Film, der Garant für entseeltes Massenkino für den Kindergarten.
Allein 2018 laufen sechs Superheldenfilme in geradezu inflationärer Rotation im Kino an. Selbst wenn man wollte, wäre es kaum möglich, den ganzen Schmonzens mit Freude zu sehen. Abgesehen davon, dass in jedem ohnehin das Gleiche passiert, nur in noch länger und mit noch gedehnteren Actionszenen, ist einfach die Masse zuviel des Guten. Und damit wird das Gebotene auch beliebig. 

Sicher ist auf jeden Fall, dass die Filme an sich schon beliebig sind, d.h. sie sind für ihr Hauptproblem mitverantwortlich, aber dagegen wird auch nichts getan, sondern die Antwort auf alles ist nur Kulminierung, d.h. mehr Superhelden, mehr Crossover, noch unbekanntere Helden, noch höhere Budgets. Natürlich kann man kaum kritisieren, dass den Dollarzeichen widerstanden werden kann, die in den Augen der meisten Macher zu sehen sind und es grenzt geradezu an ein Wunder, dass das noch nicht aufgrund der Masse zusammengebrochen ist in seiner Seifenblase, doch die Ermüdungserscheinungen werden, ähnlich wie bei Star Wars, sicher in Bälde kommen und, genauso wird dort, wird man damit gerechterweise kaum Mitleid haben können.

Für 2019 stehen sogar neun Filme in der geballten Schlagkraft von Marvel und DC an und davor graut einen doch fast schon. Das sind dann fast jeden Monat ein neuer Superhero-streifen. Nunja, wenn das funktioniert, dann soll das so sein, aber trotz dem Aufwand, trotz der immensen Kosten, den Effekten und den Überlängen – in die Filmgeschichte wird sicher keines der Werke eingehen und auch eine gewisse Nachhaltigkeit zumindest über einen Zeitraum von, sagen wir mal, zehn bis fünfzehn Jahren, wird kaum eines der Vehikel erreichen, denn dafür haben sie sich einfach schon per se durch die schiere Zahl der Eigenkopien in das Abseits geschossen.

Freitag, 13. Juli 2018

Werbung, GEZ und warum es Pay-TV so schwer hat


In Deutschland zahlt man GEZ-Beiträge, quasi im solidarischen Prinzip, zur Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten. Seit den 90ern gibt es aber auch hierzulande das Privatfernsehen, reichlich spät, wenn man das mit der USA vergleicht. Aber diese Tatsache, genauso wie der GEZ-Obulus haben zu anderen weitreichenden Folgen geführt, über die man selten nachenkt.
Vergleicht man nämlich wiederum die Anzahl der Werbung in Minuten und der Werbeblöcke mit anderen Ländern wie den Vereinigten Staaten, dann stellt man sofort fest – es wird dort viel mehr und viel öfter Werbung gesendet, bzw. das Programm damit unterbrochen. Und da es kein werbefreies Fernsehen gibt abseits der Bezahlsender, ist dies quasi der Standard des TV-Programs.

Abgesehen von gesetzlichen Regelungen kann sich aber auch hier kein Sender derart massive Werbeblöcke leisten (auch wenn diese insgesamt seit den 90ern mehr geworden sind), da das öffentlich-rechtliche Programm eben (bis auf die Vorabendschiene) überhaupt keine Werbung schaltet. Dieses Zusammenspiel führt dazu, dass mit der werbelosen Konkurrenz immer eine gute Alternative besteht und das Privatfernsehen eben nicht einfach alles mit der gleichen Menge an Werbung zupflastern kann ohne Zuschauer zu verlieren.

Diese Auswirkung ist aber nicht die einzige Relevante hinsichtlich der TV-Werbung, sondern ebenfalls die Schwierigkeit des Bezahlfernsehens in Deutschland Fuß zu fassen. Wiederum in den 90ern begann man das Pay-TV zu etablieren, 2002 kollabierte der damals größte Anbieter und auch nachfolgende Sender mit gleicher Ausrichtung konnten sich bislang nicht wirklich nachhaltig etablieren. Die Notwendigkeit auf Bezahlfernsehen umzusteigen ist nunmal recht gering. Das öffentlich-rechtliche Angebot bedient dabei nicht nur Nachrichten, den Sport (vor allem die großen Events und den Fußball), sondern auch TV-Filme, Serien und Kinofilme. Durch das Fehlen der Werbung ist zudem der Leidensdruck recht gering. So kann also das Pay-TV einzig über teure Einkäufe neue Kunden finden, d.h. aktuelle Serien, Kinofilme schnell ins Programm bringen oder exklusive Sportveranstaltungen. Das alles kostet wiederum sehr viel Geld und man braucht damit viele Abonnenten. 

Die deutsche Marksituation ist deswegen eben nicht mit der in der USA oder anderen Ländern zu vergleichen, was bislang sehr oft von ausländischen Konzernen ignoriert wurde, die ebenso oft enttäuscht wurden bzw. eben aufgrund der falschen Einschätzung in den Ergebnissen deutlich unter den Erwartungen lagen.
Ob dies in einer digitaleren Welt ebenfalls so bleibt, wird sich zeigen, aber die komplexere Situation hierzulande ist wohl unstrittig und auch manche indirekte Vorteile, wie die kleinere Werbezeiten, prägen unser Bild und die Medienlandschaft wohl vehementer als man annehmen mag.