Anstelle sich weiter, wie es seine Pflicht und unser aller
Erwartung ist, in die nächsten 20 “Wer wird Millionär“-Ausgaben zu stürzen,
macht Günther Jauch in deren Sommerpause aber etwas ganz anderes – eine Quizzshow
moderieren!
Deren Konzept ist ganz neu und debütierte in der USA vor
einem Jahr. Der klangvolle Name “Die Quizzarena“ fügt sich dabei nahtlos an die
anderer, ebenso abwechslungsreich klingender Klone wie “Quizzduell“, das “Hessenquizz“
oder schlicht “Das Quizz“, ein.
Regeltechnisch gibt´s zudem allerhand beachten, was man
darf, was nicht und wann man rausfliegt. Am schlimmsten ist es aber, dass der
Untertitel “500“ nicht als Scherz gemeint ist und der jeweilige Kandidat
tatsächlich 500 Fragen beantworten soll. Ob das Zeitlimit nun auch nur fünf
Sekunden beträgt, ist dabei hinfällig, denn wer dies ernst nimmt und ein gutes
Allgemeinwissen hat, der bleibt dem Zuschauer lange erhalten. So wie ein Kandidat,
der kurz vor der 200. Frage rausfliegt, kurz davor, einen fast drei
zweistündige Sendungen begleitet zu haben.
Hier zeigt sich eben die grosse Schwäche des Ganzen. Die
Sendung ist nicht schnell, sondern langsam, auch nur 50 Fragen zu beantworten
(für die erste Gewinnstufe) ist mühselig und langwierig. Kann man dann noch mit
dem Kandidaten selbst nichts anfangen, wird man ihn im Zweifelsfall eben nicht
nach erträglichen 15 Fragen los.
Und selbst wenn man ihn mag, denkt man sich kaum:
“Oh, „schon“ bei Frage 115 – jetzt wird´s aber „spannend“, er hat ja “nur“ noch 385 Fragen vor sich!“
Und selbst wenn man ihn mag, denkt man sich kaum:
“Oh, „schon“ bei Frage 115 – jetzt wird´s aber „spannend“, er hat ja “nur“ noch 385 Fragen vor sich!“
Quizzonkel Jauch kann zudem bei dem Konzept kaum seine
Trümpfe ausspielen, verkommt zum reinen Fragevorleser, der kaum Zeit hat, mit
den Kandidaten zu plaudern oder Spannung zu verbreiten.
Auf RTL2 läuft dabei zeitgleich wieder eine neue Staffel der
Kuppelshow “Traumfrau gesucht“ an, bei der die üblichen Verdächtigen, die schon
die Staffel(n) zuvor eine Partnerin in fernen Ländern nicht gefunden haben, dies
erneut tun. Pflichtschuldigst machen sie wieder die gleichen Fehler, haben seit Jahren nichts
gelernt, sollen dies wahrscheinlich auch gar nicht, denn dann wären die fabulösen Vorzeigesingles
ja weg und die Sendung bräuchte neue Protagonisten. Dennoch - Fremdschäming at its best, genau das bietet man hier und alle machen mit, sowohl vor als auch hinter der Kamera.
Soweit, so altbekannt, denkt man sich und so kann man zu
etwas späterer Stunde auf Astro-TV der einzig ehrlichen Sendung zusehen, die es
noch gibt. im Dschungel der geskripteten Realität und aufgewärmten Formate:
“Annetraut´s
(ja, genau so) letzter Sendetag“ heisst es hier und man kann anrufen, um sein “Highlight“
zu erfahren, die “Märchenkarte“ oder sich (klingt sexy) eine “Liebeslegung“ machen
lassen.
Dabei sitzt Annetraut mit starrem Kamerablick an ihrem Tisch
und macht dem Testbild Konkurrenz. Ihr konsequentes Schweigen scheint ein
stummer Schrei zu sein, ein Aufbegehren gegen den Konsum, eine groteske Kunstaktion. Ein einziges klares Wort unterbricht dieses Happening kurz:
“Naaaaaaa?“, wirft sie, weniger als Frage, als als Aussage ein, bevor man wieder der Apathie verfällt.
“Naaaaaaa?“, wirft sie, weniger als Frage, als als Aussage ein, bevor man wieder der Apathie verfällt.
“Der Rest ist Schweigen“, wurde man nun sagen können, bis
der Höhepunkt des Tages kommt und Annetraud folgende erhellenden, grundehrlichen Worte über den
Äther schickt:
“Ja.
Eh-hmmm.
Hahahahaha.
Ja.“
Eine Kaskade, Dürrenmatts besten Bühnendialogen gleich und
in der Groteske wohl unübertroffen. Ein klares Statement, dass das derzeitige
Fernsehen wohl kongenial zusammenfasst und dem Zuschauer unmissverständlich
klar macht, dass man sicher wohl gar nichts mehr zu erwarten hat.