Dienstag, 25. Oktober 2016

Oh Freunde, welche Längen…



… das frage ich mich oft, wenn ich die Entwicklung der Laufzeiten von aktuellen Kinofilmen ansehe.
In den 30er Jahren ging ein Film 60 bis 70 Minuten (natürlich mit Außnahmen). Das war und ist sicher nicht wirklich lang, man darf aber hier nicht vergessen, dass es damals ein Beiprogramm gab, d.h. neben dem Hauptfilm wurde eine Wochenschau gezeigt, ebenfalls Kurzfilme (z.B. Cartoons) oder ein Serial (wie Flash Gordon oder Zorro). Somit kam man auch auf ein Programm von mindestens 100 Minuten.

In den 80ern waren 90 Minuten durchaus eine typische Filmlänge. Und das war gut so. Natürlich gab und gibt es immer Filme, die länger gingen (und das zu Recht), aber derzeit sind wir bei fast schon 120 Minuten angekommen, die ein modernen Hollywoodfilm durchschnittlich vereinnahmt. Mit sehr vielen Ausreißern nach oben.

Per se mag das ja noch keine schlechte Entwicklung sein, schließlich bekommt man somit mehr Film geboten am Ende. Genau betrachtet frage ich mich aber dann doch, warum eine filmische Vollkatastrophe wie “Superman vs. Batman – Dawn of Justice“ stolze 151 Minuten braucht, um einen Simpelplot mit sich gegenseitig verprügelten Superhelden unterzubringen. Wir bewegen uns hier in Gefilden, wo man den Film mit “Amadeus“ vergleichen muss, der eine ähnliche Laufzeit aufweist, aber diese durch Inhalt und Qualität zu füllen weiß.

Naja, es geht ja erstmal auch nicht um die direkte Qualität bzw. das Lamentieren, ob ein Film dessen gerecht wird oder jemandem gefällt. Ich stelle nur fest, dass die Laufzeiten immer mehr zugenommen haben und auch in vielen Fällen diametral zum eigentlichen Plot sind. Das heißt, ein einfacher Stoff wird aufgeplustert zu einem überlangen, aber letztlich immer noch einfachen Stoff. 

Ich habe meist schon gar keine Lust mehr, ins Kino zu gehen, wenn ich die Laufzeiten dieser Produktionen sehe. Einfaches Blockbusterkino mit einfachen Geschichtchen wird da aufgebohrt und die Helden prügeln sich nur durch weitere Szenarien und geben weitere sinnfreie Dialoge von sich. Ein echter Mehrwert ist das nicht.

Selbst der durchaus anschaubare Unterhaltungsfilm “Captain America: Wintersoldier“ wartet mit stolzen 136 Minuten auf – und egal wie einfach-unterhaltend er auch sein mag, das ist einfach zu lang für eine Geschichte, die ich vorher schon zig Mal gesehen habe und Actionszenen, die sich in den immergleichen CGI-Schlachten ergehen.

Wenn ich dann zum Vergleich echte Filmperlen heranziehe, dann stelle ich fest, dass diese mitnichten immer eine hohe Laufzeit benötigen. “Iwans Kindheit“ und “Hiroshima, mon amour“ gehen knapp über 90 Minuten bieten aber eine Tiefe, die die oben genannten Filme auch mit 40 Minuten längerer Spielzeit nicht im entferntesten erreichen.

So wäre es doch eventuell durchaus interessant, wieder zurück zu gehen in der Zeit und auch heute ein oder zwei Kurzfilme vor dem Programm zu zeigen, den Hauptfilm lieber kürzer und prägnanter zu machen und somit viele Ziele damit zu fördern. 

Der eigentliche Film wäre besser, da er keine unnötige Dehnung seiner Geschichte bräuchte, die Kurzfilme würden zudem dem einheimischen Nachwuchs eine Chance geben, ihre Werke zu zeigen, womit sie echte erste Leinwanderfahrung machen könnten. Die deutsche Filmindustrie bräuchte so einen Auftrieb, der Nachwuchs eine frühere Förderung, also hätte jeder gewonnen. Naja, vielleicht muss man mit letzterem beginnen, damit die Längen der Filme wieder zu ihrem Inhalt passen. Es würde auf jeden Fall allen gut tun.

Freitag, 14. Oktober 2016

Der alltägliche TV-Wahnsinn – eine Chronologie des Grauens!




Wieder einmal habe ich Tage des Leidens durchgestanden, um erneut die TV-Kultur zu würdigen.
Bei “Adam und Eva“ – Promis nackt im Dschungelparadies, möchten sich “Promis“, von denen garantiert noch niemand gehört hat (ja, “normal“ ist das neue “Promi“) verlieben. Beiläufig sei erwähnt, dass alle dabei komplett nackt sind – und das heisst wirklich komplett. Warum? Niht wegen der Felischbeschau des gaffenden Voyeur-Publikums oder der Quotengeilheit der Macher, nein, ganz einfach weil sie ja ganz allein auf einer einsamen Insel sind (neben den 35 unsichtbaren Mitarbeitern der Produktion). Hier zählt auf jeden Fall nur eines, nämlich nackte Haut und sinnlose Dialoge. 

Gleich im Anschluss läuft auf dem selben Sender übrigens “Die kuriosesten Nacktshows der Welt – wie wichtig ist der Faktor “Haut“?“ Also der gleiche Blödsinn nur als heuchlerische Reportage getarnt.
Grundehrliches Fernsehen dagegen im “Kabel1 Magazin“. Hier kommt um 23 Uhr ein Magazinstück, wie man Zähne putzt. Vielleicht eine Reminiszenz an das Publikum (obwohl auch fernsehgeile Achtjährige bei sowas einschlafen würden), vielleicht ein Hinweis der Redakteurin an ihren Mann, man weiß es nicht, was in den Köpfen der Macher vor sich geht, wenn sie den neusten Trends und Styles hinterherrennen und das dann dabei herüberkommt.

Wo anders such man das “Curvy Supermodel“, also nicht einfach so Konsumschnitten oder Fashionbräute, nein echte Frauen mit Ecken und Kurven. Allerdings besteht die Sendung hauptsächlich darin, vor allem die emotionalen Geschichtchen der Bewerberinnen elegisch zu präsentieren (á la “mein Freund ist nicht mitgekommen zum Casting und deswegen bin ich traurig“). Das “Talent“ beschränkt sich dann darauf, ca. 50 Sekunden einen fingierten Laufsteg entlang zu laufen. Und das ist dann genauso simpel und einschläfernd, wie es sich anhört. 

Bei der “Karawane der Köche“ sind es Streetfood-Teams, die sich duellieren und bei denen man zum Halbfinale antritt. Dort werden Brötchen gebacken – aber nicht ohne dass alle Köche minutenlang erstmal dahin aufbrechen und nachdem zig Mal vom Halbfinale geredet wurde, dauert es geschlagene 10 Minuten, bis sich dann alle erstmal in Gang gesetzt haben.

Das große Erziehungsexperiment verwöhnt uns hingegen mit einer Live-Schalte ins Wohnzimmer der Familie Ackermann. Das Paar sitzt da und blättert eng aneinander geschmiegt in einem Magazin – wahrscheinlich der TV-Zeitschrift oder der Superl-Illu. “Spontan“ und “ungestellt“ sind dabei zwei Worte, die einem garantiert nicht bei solchen “Live-Schalten“ einfallen würden.

Aber auch auf den kleineren Kanälen geht es rund, denn hier wird bei Sixx in “Pain & Fame“ Deutschlands Supertätowierer gesucht. Wie bei allen anderen Shows hört man zum hundersten Mal den Klang von Kriegstrommeln bei der Verkündung der Urteile, sieht zum tausendsten Mal Kameraschwenks auf die Gesichter der Leute, wird wieder jeder Moment ins Unendliche gedehnt, wenn die Verlierer gehen müssen.

Und ganz am Ende kommt bei Pearl TV “Das 5 Euro Überraschungsangebot“, bei dem Artikel, für die man maximal 4,99 zahlen würde, für 5 Euro im Angebot sind. Präsentiert in der gewohnten gelbstichigen Simpsons-Hommage-Optik, bei der jeder der nicht Augenkrebs bekommt, dringend zum Arzt sollte. Präsentiert von zwei gefärbten Blondinen, die permanent kichernd sich gegenseitig ins Wort fallen und “Möchten Sie´s sehen?“ oder „Sind Sie aufgeregt“ rufen. Nein, auch der automatische Seifenspender mit Bewegungssensor reist mich nicht von der Couch (hmm, ein bisschen dickflüssig, die Seife, was habt ihr denn da wieder eingefüllt, haha).

So gehen Stunden des Leidens zu Ende – aber ich kann alle beruhigen, ich schaue mir das auch nur in kleinsten Dosen und Miniausschnitten an, das reicht um derlei Wahnsinn mitzubekommen und schützt mich selbst vor bleibenden Schäden.

Dienstag, 4. Oktober 2016

Hauptsache wir hatten Spaß… und der Zuschauer einen guten Schlaf



Das Pro7 Auswärtsspiel - ein Experiment, total Live, eine Gameshow beim Kandidaten zu Hause!
Ja, was wollte man nicht alles sein bei ProSeven, also dem Sender, der durch den Rückzug von Stefan Raab aus dem Rampenlicht deutlich an Profil eingebüßt hat.

“Schlag den Star“ und diverse WMs laufen zwar weiter, aber ohne das Zugpferd sind die weniger griffig, weniger Show, denn dazu gehört nunmal ein echter Entertainer, also jemand, der das Ding nicht nur machen will, sondern dabei auch unterhält. Und diese Präsenz hatte Raab, egal ob man seine Art möchte oder nicht.

Nun denn, es muss nun auch ein danach geben und so versucht man sich in neuen Formaten. Mit dem “ Auswärtsspiel“ wollte man nun Punkten. Genau gesehen ist das ein “Schlag den Star“ mit den gleichen Spielen und den gleichen Stars (nur dass es drei davon gibt), die gegen einen Kandidaten spielten, der 100.000 Euro gewinnen konnte. Soweit, so gut, allerdings wurde die Arena nicht im Studio, sondern “ganz spontan und live bei einem Zuschauer“ direkt vor Ort aufgebaut.

Der Sinn des Ganzen, so liest man schon, erschließt sich also nicht wirklich. Zudem hatte ausgerechnet dieser Kandidat eine richtig grosse Wiese (für die Bühne) neben seinem Häuschen und auch sonst waren die Bedingungen eben ideal – kleines Dorf, grosse lange Straße, Freifläche. Nichts wäre mitten in einer Stadt derart einfach möglich gewesen. 

Schon während der Sendung prasseln die Kommentare auf Plattformen wie Facebook darüber hernieder. Die Zuschauer glauben nicht, dass man “ganz zufällig“ ausgewählt hat und der Kandidat total überrascht wurde. Zu geleckt präsentiert sich die Familie, zu klar ist für jeden, dass logistische Faktoren die Auswahl bestimmt haben. Das selbst ist ja gar nicht so schlimm, aber wofür nun der ganze Aufwand, fragt man sich, wenn es am Ende doch nicht anders ist, wie im Studio.
Naja, es ist ja doch anders. Es ist chaotisch, die Spiele sind schwer zu erklären, das Feedback der Zuschauer wird vermisst, die Moderatoren fallen sich gegenseitig ins Wort, die straffe Regie fehlt und man tappst elend lange ziellos herum, so fühlt es sich zumindest an. 

“Spaß komm raus, du bist umzingelt“, heißt die Parole, doch der Spaß hat sich gut versteckt. Ist man am Anfang noch interessiert ob des ganzen Zirkus, spannt man den Zuschauer mit über 4½ Stunden “Unterhaltung“ sehr auf die Folter, so dass man sagen muss: selten war Werbung so erfrischend, selten war ein Gang aufs Klo faszinierender. Gut, man muss zu Gute halten, dass Pro7 ja dennoch einer der wenigen Sender ist, der solche Experimente wagt. 

Die “Millionärswahl“ war 2014 ebenfalls ein Kandidat mit ähnlichen Kritikpunkten – keiner Verstand die Regeln, den Kandidaten hat man es nicht gegönnt und insgesamt fehlte der Moderation auch der entscheidende Funke. 

Egal wie, das ganze Team tat einem Leid bei der Show, denn während die noch fröhlich lächelnd von einem Spiel zum anderen gingen, konnte man auch bei den anderen Zuschauern den Unmut aktiv nachlesen. 

Eine Sendung die man nicht vergessen wird. Naja, dann vielleicht verdrängen…

Donnerstag, 22. September 2016

The Frontalattacke of Trash-TV


Gerade wenn man glaubt, dümmer geht es nicht mehr und wirklich alles schon ausgelutscht scheint an Trash-Formaten, egal ob Bauern, die Frauen suchen, Bachelors die das gleiche machen, andere ihre Tauschen und irgendjemand irgendjemand anderen wofür auch immer sucht, kommen wieder neue Kandidaten, um sich einen der vorderen Plätze im Hohlkopf-Fernsehen zu sichern.

Da normales “Big Brother“ ja schon seit Jahren keinen mehr interessiert, werden nun “Promis“ in ein vorgebautes Studiosetting gebeten und müssen dort in zwei Bereichen (arm/reich) vor sich hinvegetieren. Die Show hat dabei einen Unterhaltungswert, der das Beobachten von Gras beim Wachsen auf eine ganz neue Stufe des Entertainments stellt.
Höhepunkt einer zweistündigen Show ist ein Spiel aus dem Teeniegeburtstag für ganz Doofe. Die Promi-Herren sind in schick-tuntige Neon-Anzüge gekleidet und tragen, weil das allein ja nicht lustig genug ist, Lichthelme in verschiedenen Farben. Dazu haben sie einen Buzzer auf den Hintern geschnallt und die Damen spielen nun “Drück mich“, d.h. sie müssen mit dem Arsch-Buzzer der Herren eine Farbkombination nachdrücken, so dass die passenden Lichter aufleuchten. Natürlich dürfen dafür nicht die Hände oder Arme eingesetzt werden, sondern (knick-knack, ein Flegel, wer Schlimmes dabei denkt), nur die restlichen Körperteile (na da bleibt ja nicht mehr viel übrig) – leicht anrüchiger Körperkontakt ist somit garantiert.
Herrlich – dass sich alle da freiwillig zum Affen machen und nachher von einer grossen Erfahrung im Big Brother Haus sprechen.

KayOne sucht derweilen eine neue “Sängerin“, nachdem er ja vor einigen Jahren erfolglos seine “Prinzessin“ gesucht hat. Viel gibt es nicht darüber zu sagen, außer dass es das gleiche nur in grün ist und so entscheidende Spielchen wie, Gehe-in-die-Fußgängerzone-mit-einem-Knopf-im-Ohr-über-den-ich-dir-Anweisungen-gebe-die-total-lustig-sind gemacht werden, um eine Sangeskandidatin zu finden.

Getoppt wird alles nur noch von “Match Factor“, einer Show in der ein Junggeselle mal wieder aus einem Pulk paarungswilliger Frauen die passende heraus suchen darf. Welch lustige und originelle Idee, werden die meisten jetzt begeistert ausrufen!
Ja, das ist es allerdings und so bewundert man wieder einmal einen schnöselig-arroganten Kandidaten, der das Frischfleisch sondiert, das zum Anbiedern angetreten ist und natürlich schon “total verliebt“ ist in den jeweiligen Unsympath.
Nachträglich eingesprochene “Gedankenkommentare“ der “Kandidatinnen“ wie “Die letzten Runden haben gezeigt, dass wir zusammen passen“ erhellen das Ganze sinnfrei und zeigen nur wie gekünstelt und aufgesetzt die ganze Show ist.
Aber nein, ich vergaß, es geht ja um den Clou der Show, nämlich darum, dass nur die Hälfte der Frauen ein “wissenschaftlich fundiertes“ Match sind, wie uns der Moderations-Praktikant versichert und der Kandidat dies ja erstmal heraus finden muss. Ja sowas von spannend aber auch. Der Trailer der Sendung ist dabei das Beste, zeigt er doch sofort die unsympathischsten Momente der Show in geballten 30 Sekunden und erspart somit jedem das Anschauen der sicher bald abgesetzten Showkreation.


Aber, so zeigen weitere Trailer, noch viel mehr steht in den Startlöchern! Hammerformate wie “Wirt sucht Liebe“ beweisen, dass es den Machern nie an doofen Ideen fehlen wird und die Zukunft des Trash-Fernsehens auf Jahre hinaus gesichert ist. Endlich wieder eine gute Nachricht, würde ich mal sagen!!