Mittwoch, 31. Januar 2018

Am Besten es bleibt alles gleich



Manchmal ist es einfach die Wohlfühlzone, dass alles gleich bleibt.
Veränderungen mögen einmal toll sein, aber an sich möchte man doch Verlässlichkeit und den vertrauten Trott. Das ist einfacher, das ist eingespielter. Jede Veränderung ist ein Wagnis, viel mehr, sie bedarf Eigeninitiative und Anstrengung. Und am Ende hat es sich vielleicht gar nicht gelohnt – wer weiss das schon. Vielleicht gefällt es einem selbst nicht einmal. Also dann doch lieber das Vertraute.

Genau das sagen sich mittlerweile auch viele der Autoren, Produzenten und Filmemacher, so hat es jedenfalls den Anschein. Die grosse Kunst ist es allenfalls, das charmant zu verpacken, so wie bei Filmen wie “ Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“, “Pirates of the Carribean – Fremde Gezeiten“ oder “Captain America: Wintersoldier“ (um nur einige zu nennen). Am Ende ist man da, wo man am Anfang war, die eigentlichen Veränderungen sind marginal, die Motivationen der Charakter grossteils ebenso. Reset To Start also. Grundsätzlich wäre das auch durchaus einmal okay, aber bei “Fluch der Karibik 5“ und weiteren Comicverfilmungen ändert sich das Spiel genauso wenig, d.h. der Stillstand ist Programm, man weiss was man bekommt. Das haben die James Bond-Filme auch nicht anders gemacht, das ist das Dauerprogramm von McDonalds.  

Verlässliche Einheitskost eben. Gut für alle, die keine Experimente wollen. Toll für die Seriengeneration, die auch nach Staffel 10 weiter schaut, weil alles so vertraut ist und dabei in Kauf nimmt, dass die Handlung schon seit dem Beginn der zweiten Staffel immer wieder viel zu lange auf der Stelle tritt. Es ist nicht schlecht per se. Es enttäuscht aber diejenigen, die mehr Erwarten als nur die gleichen Figuren in immer ähnlichen Situationen. 
“Es gibt noch viel zu erzählen“, heißt es meist in Interviews. Wer dann das Ergebnis sieht, der muss das meist bezweifeln. Braucht man wirklich jedes Jahr einen neuen Star Wars-Film? Gibt es da wirklich noch so viel zu erzählen? Wenn man kurz den Atem anhält, hört man vielmehr den Geldbeutel klingeln. Stillstand ist nicht nur die Wohlfühlzone des Publikums, sondern in viel größerem Maße die der Produzenten, denn so kann man das immer gleiche Produkt erneut verkaufen. 

Eine tolle Formel im schwierigen Mediengeschäft, die aber nicht ewig funktionieren wird. Derzeit aber fährt man noch ganz gut damit, wie Frage ist somit nur, wer zuerst seine Wohlfühlzone bei solch erfolgreichen Filmreihen verlässt – das Publikum oder die Produzente.

Dienstag, 16. Januar 2018

Young Sheldon - Quotenhoch und Gagflaute



Mit über drei Millionen Zuschauer hat “Young Sheldon“ beim “The Big Bang Theory“-Dauersender PRO7 für unglaublichen Jubel gesorgt. Auch in den USA sahen 17 Millionen zu, also so viel wie zu TBBT-Höchstzeiten. Sicher ist es die Anfangsneugier, die viele den Fernseher einschalten lässt. Zudem ist Sheldon der beliebteste Charakter der Serie, hat damit auch eine große Fanbasis. Produziert wird hingegen nicht vor Publikum und mit eher wenigen Ortswechselns, quasi als Live-Theaterstück (wie in der Originalserie), sondern wie die andere Chuck Lorre-Produktion “How I Met Your Mother“ dreht man klassischer wie bei einem Spielfilm. Dadurch sind filmisch viel mehr Variationen möglich, auch Zeitsprünge, Ortwechsel und verschiedene Drehorte werden damit einfacher. Jedes Verfahren hat seine Vorteile, insofern garantiert keines Qualität oder mehr Spaß für den Zuschauer, doch vom Grundgefühl geht die Serie damit eher in Richtung “How I Met Your Mother“, auch weil der ältere Sheldon die Rolle eines Erzählers aus dem Off einnimmt.

Dass man sich für dieses Verfahren entschieden hat, mag nicht verwundern, ist der Hauptdarsteller doch gerade mal neun Jahre alt und allein dies mag als Grund ausreichend, nicht vor Live-Publikum zu drehen. Auf der anderen Seite hat man so teilweise immer den Eindruck eher in der anderen Lorre-Produktion zu sein, als bei TBBT. Doch was zählt sind vor allem Inhalte – und da merkt man schon in der zweiten Folge, dass sich das irgendwie schon schnell erschöpft hat, wenn Sheldon hier Freunde sucht und sich das soziale Verhalten der Menschen und von Freundschaften mit Hilfe des täglichen Lebens, Beobachtungen und dem Studium von Büchern verinnerlichen möchte. Wem das bekannt vorkommt, der hat sicher die TBBT-Folge “Der Freundschaft-Algorithmus“ (2. Staffel, 13) gesehen, da hier der erwachsene Sheldon genau das gleiche versucht und viele Aussagen nicht zu den Erlebnissen in der Jugendserie passen wollen. 

Dass sich Ungereimtheiten ergeben würden, war ja von Anfang an klar, schließlich gibt es die in der normalen Serie ja auch, wo Howard zu anfangs von seinem Vater erzählt, als lebe der zu Hause oder Rajs Eltern noch nicht als reich erwähnt werden (und vieles weiteres mehr). In der zweiten Folge aber schon komplett eine Dublette vorzulegen ist nicht nur dreist, sondern auch reichlich ideenlos, was allerdings okay wäre, wenn die Variationen toll oder die Handlung voller Gags wäre.

Das Hauptproblem ist ohnehin, dass man bei der Originalserie nicht nur einen Gaglieferanten hat, wie es bei “Young Sheldon“ der Fall ist, sondern mit Raj, Howard und zumindest noch Amy schon viel mehr klassisch-komisches Personal besitzt – und natürlich sind auch Bernadett, Penny und Leonard für einige Lacher da, obwohl die eher die klassischen “Straight Man“ und “Straigh Women“ sind, die Normalen also, die eher die Handlung voran bringen, weniger Schrullen haben – und damit auch weniger Gags, da sie oft als Stichwortgeber fungieren.

Bei “Young Sheldon“ wimmelt es aber nur noch so von “Straight Persons“ und somit ist die Gagquote deutlich geringer – es gibt einfach weniger zu erzählen und nur Sheldons Ticks bleiben meist übrig, was auch keine neuen Arten von Komik hervorbringt, sondern eben immer mit den gleichen arbeitet, womit einfach die Abwechslung fehlt. 

Dass Hauptdarsteller Ian Armitage seine große Bürde sogar ganz gut macht, bzw. er als Kinderdarsteller durchaus einige Sympathien auf seiner Seite hat, ist dabei ein positiver Faktor, doch leider ist seine Figur eher die des nervigen kleinen Schlaumeiers, wie man sie aus vielen anderen Serien oder Filmen kennt, bei denen solch eine Nebenfigur meist für Gags sorgte, aber auch oft ganz schön nervig ist, wenn er wieder seltsame Allüren an den Tag legt. Dieses Gefühl bleibt hier nicht ganz aus, denn nicht jede Schrulle ist witzig, genauso wenig die Gefühle von Personen zu verletzen (auch in einer Comedy-Serie). Außerdem sind die Problematiken meist wirklich die selben, mit denen der ältere Sheldon zu kämpfen hat und somit erwartet einen definitiv keine Überraschung.
Nach einem gut gestarteten Piloten, für den man sogar “Iron Man“-Regisseur Jon Favreau einkaufte, gab CBS die 21 restlichen Staffelfolgen in Auftrag, die USA-Quoten sind mittlerweile um einige Millionen gepurzelt, die deutschen können derzeit aufgrund eines Ausfalls der GfK-Messgeräte nicht ermittelt werden. Ganz klar ist nur, dass sich das Publikum der beiden Serien nicht überschneiden muss, obwohl “Young Sheldon“ sicher auf den Rückhalt der TBBT-Fans angewiesen ist. Klar ist ebenfalls, dass das neue Format weniger Lacher hat und das könnte sich schon bemerkbar machen in der Gunst der Zuschauer.

Die Sendung läuft Montags 20.45 auf PRO7, eingerahmt von “The Big Bang Theory“. Ich werde sie nicht noch einmal bewusst schauen, denn mehr Lacher und Unterhaltung gibt es derzeit bei den diversen Verkaufskanälen, die geradezu minütlich immer neuere und bessere, immer seltenere und edlere Uhren, Staubsauger, Tansanitringe oder Putztücher anpreisen, die es so und in dieser Art nicht mehr zu kaufen geben wird und allesamt unglaublich billig sind und dem Sender nur Verluste einfahren. Das ist wenigstens Realsatire vom Allerfeinsten.