Mittwoch, 7. Februar 2018

Flüstern und Reimen – Werbung für Doofe



Vor einigen Jahren hat eine Katalogfirma Werbespots mit einer geflüsterten Frauenstimme geschaltet. Das war eingängig, neu, innovativ auf zumindest irgendeine Art und hat vor allem die angepeilte Zielgruppe angesprochen. Das haben nicht nur die Zuschauer bemerkt, sondern auch andere Agenturen oder Auftraggeber, denn was mittlerweile alles geflüstert wird, ist geradezu inflationär. 

Junge, sexy Frauenstimmen flüstern eigentlich permanent zu irgendwelchen Produkten, wobei es schwer wird, überhaupt einen Namen zu nennen, denn anscheinend ist vor lauter Kreativität den ganzen Machern und vor allem deren Kunden eines komplett abhanden gekommen – nämlich das einfache Urteilsvermögen. Die Flüsterei war sicher neu, aber sie prägte auch dessen Verwendung. Wird mit der sexy Frauenstimme geflüstert, so denkt man als Zuschauer immer an das Hamburger Versandhaus, egal ob da eine andere Marke genannt wird. Das wird damit einfach assoziiert und wer weiß, dass Werbung unterschwellig wirkt und selten direkt, für den ergibt sich die Frage, warum Werbeträger das Markenzeichen einer anderen Marke verwenden und diese damit fördern, anstelle etwas eigenes anzustoßen. Es zeigt, wie gut die Werbung eigentlich war, dass selbst Profis oder Marken nicht auffällt, dass sie unterschwellig nur die andere Marke fördern und sich selbst im gleichen Zeitraum nichts aufbauen. 

Die andere Strömung ist derzeit die reimende Werbung. Was auf dem Papier klingt wie anno 1910, das funktioniert in der Praxis noch, so lange das Zielpublikum einigermaßen dafür empfänglich ist, so z.B. in der Weihnachtszeit oder gegebenenfalls bei Schokolade und Wohlfühlstimmung, doch je weniger kindlich-süsslich das Produkt oder Zielpublikum ist, desto uncooler ist gereimte Werbung, genauso wie gerappte Werbung, um das mal auf den Punkt zu bringen. 

Zwei Strömungen – beide werden teilweise wild und wahllos ohne nachzudenken für Spots eingesetzt, wobei man sich eben oft fragt, warum weder Kunden noch Agenturen das bemerken – wobei ich fast glaube, dass es mehrheitlich die Kunden sind, die so etwas wünschen, aber nicht darüber nachdenken, was das bedeutet (á la “Wir wollen so einen Flüsterspot. Das war so toll bei der Katalogfirma, das wollen wir auch“). Den Agenturen wird oft nur bleiben, die Wünsche zu erfüllen. Sollte es andersrum sein, dann ist es natürlich ein echtes Armutszeugnis für eine Branche, die mit Budgets um sich wirft, von denen andere nur träumen können.

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