Vor einigen Jahren hat eine Katalogfirma Werbespots mit
einer geflüsterten Frauenstimme geschaltet. Das war eingängig, neu, innovativ
auf zumindest irgendeine Art und hat vor allem die angepeilte Zielgruppe
angesprochen. Das haben nicht nur die Zuschauer bemerkt, sondern auch andere
Agenturen oder Auftraggeber, denn was mittlerweile alles geflüstert wird, ist
geradezu inflationär.
Junge, sexy Frauenstimmen flüstern eigentlich permanent
zu irgendwelchen Produkten, wobei es schwer wird, überhaupt einen Namen zu
nennen, denn anscheinend ist vor lauter Kreativität den ganzen Machern und vor allem
deren Kunden eines komplett abhanden gekommen – nämlich das einfache
Urteilsvermögen. Die Flüsterei war sicher neu, aber sie prägte auch dessen
Verwendung. Wird mit der sexy Frauenstimme geflüstert, so denkt man als
Zuschauer immer an das Hamburger Versandhaus, egal ob da eine andere Marke
genannt wird. Das wird damit einfach assoziiert und wer weiß, dass Werbung
unterschwellig wirkt und selten direkt, für den ergibt sich die Frage, warum
Werbeträger das Markenzeichen einer anderen Marke verwenden und diese damit
fördern, anstelle etwas eigenes anzustoßen. Es zeigt, wie gut die Werbung
eigentlich war, dass selbst Profis oder Marken nicht auffällt, dass sie
unterschwellig nur die andere Marke fördern und sich selbst im gleichen
Zeitraum nichts aufbauen.
Die andere Strömung ist derzeit die reimende Werbung. Was
auf dem Papier klingt wie anno 1910, das funktioniert in der Praxis noch, so
lange das Zielpublikum einigermaßen dafür empfänglich ist, so z.B. in der
Weihnachtszeit oder gegebenenfalls bei Schokolade und Wohlfühlstimmung, doch je
weniger kindlich-süsslich das Produkt oder Zielpublikum ist, desto uncooler ist
gereimte Werbung, genauso wie gerappte Werbung, um das mal auf den Punkt zu bringen.
Zwei Strömungen – beide werden teilweise wild und wahllos
ohne nachzudenken für Spots eingesetzt, wobei man sich eben oft fragt, warum
weder Kunden noch Agenturen das bemerken – wobei ich fast glaube, dass es
mehrheitlich die Kunden sind, die so etwas wünschen, aber nicht darüber nachdenken,
was das bedeutet (á la “Wir wollen so einen Flüsterspot. Das war so toll bei
der Katalogfirma, das wollen wir auch“). Den Agenturen wird oft nur bleiben,
die Wünsche zu erfüllen. Sollte es andersrum sein, dann ist es natürlich ein
echtes Armutszeugnis für eine Branche, die mit Budgets um sich wirft, von denen
andere nur träumen können.
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