Montag, 21. November 2022

Fifa - bitte lösch Dich!

Endlich hat sie es geschafft, die Fifa - sie ist Weltmeister der Korruption, Regent im Sumpf des Verbrechens und König über den Pfuhl des Abschaums geworden und reiht sich nahtlos ein in die Reihe  ihrer Vorbilder, nämlich anderer organisierter Verbrechersyndikate. Dass sie dabei jedes Schamgefühl verloren hat ist nur konsequent und dass sie es sich erdreistet anderen moralische Weisungen und Vorschläge zu erteilen geradezu erschreckend dreist - und zeigt damit auch ihre komplette Entfernung von der Realität und der Wahrnehmung des Verbandes innerhalb der Gesellschaft. Dagegen erscheint die Vereinigung arbeitsloser Trickbetrüger wie die Heilsarmee und ein Vorbild an Ehrlichkeit. Kann man noch tiefer sinken und sich dabei in seinem Blutgeld suhlen? Wohl kaum.

Über die derzeitige Veranstaltung kann man sich nur freuen, wenn man Fremdschämen toll findet, was natürlich durchaus einiges an Reiz besitzt. Der Sport und die Glaubwürdigkeit werden aber den dicken Geldbeuteln alter Männer untergeordnet, die kein Ehrgefühl haben und auch für den entsprechenden Obulus ihre Kindern verkaufen würden. So zumindest würde man diese Charaktere in einem Märchen darstellen. Rein fiktiv also. 
Unehrlichkeit, Hinterlist, Korruption und Machtgier - das ist es, was ich mit der Fifa verbinde - ein Verband, der die Beliebtheit eines Breitensports nutzt, um sich im Rausch der eigenen Geilheit zu bereichern. Die machen einfach alles möglich. WM in Alaska - kein Ding, so lange die Kohle, Nutten und Koks stimmen. Ein Verband, von dem wirklich gar nichts mehr zu erwarten ist, als permanente und immer weiter zunehmende Geldgier. Dass man damit dem Sport schadet - dass die WM zur Bedeutungslosigkeit verkommt - dass Spieler, deren Lebenstraum diese Teilnahme ist, zu Marionetten eines Kasperletheaters werden - das wird alles wohlwissend in Kauf genommen und jeder denkt sich nur: "Nach mir die Sintflut, Hauptsache ich habe die Scheine in der Tasche."
Nur so kann man sich erklären, dass es so läuft wie es läuft, dass jedem wandelnden Geldsack die Zukunft der anderen vollkommen egal und er sich nur selbst der nächste ist. Sport mit dem Gedanken der Fairness und Ehrlichkeit zu verknüpfen geschieht hier nur auf dem Papier als Statut - es bleibt eine blanke Floskel, die die Führer des Verbandes selbst nicht ernst nehmen und geradezu das Gegenteil dessen Vorleben.

Die Fifa hat dem Sport, den sie vertreten, der WM, die sie repräsentieren möchte, mehr geschadet als alle denkbaren Skandale jemals zuvor zusammengenommen. Wäre die Fifa Politiker, wäre sie zurück getreten, wäre sie Spieler, hätte sie sich gesperrt auf Lebenszeit. Doch sie ist die Fifa und keines davon passiert. Hätte sie einen Rest an Würde übrig, dann würde sie sich auflösen oder die komplette Führungsriege sofort entlassen, um sich einer mehr als lange notwendigen, tiefgehenden und gründlichen Reinigung zu unterziehen. Das wird nicht passieren, da man dafür Ehrhaftigkeit und Moral besitzen müsste. 

Und deswegen möchte ich es einfach mal aussprechen, damit es gesagt wird, was eigentlich die Konsequenz zu sein hat, wäre man nicht schon im vierten und achten Höllenkreis von Dantes Inferno gefangen und damit jenseits von Gut und Böse - Fifa, bitte lösch Dich!

Montag, 5. April 2021

Ich bin es leid, die Dummheit weiter mit anzusehen...

 Klimawandel – nö, gibt es nicht. Temperaturschwankungen gab es schon immer. Dass wir seit über 150 Jahren einfach mal alles in die Luft blasen, was nicht niet- und nagelfest ist, hat ja damit nichts zu tun. Dass die Ressourcen in kürzester Zeit einfach komplett verfeuert werden? Pustekuchen. Denn auch früher schwankte die Temperatur. Dass sich der Lebensstil geändert hat, allgemeiner Luxus allgegenwärtig ist, man sich in die Fresslucke immer genau das stecken kann, was man will, nicht verzichten muss und lebt wie Manfred im Schlaraffenland, gemessen zu früheren Zeiten? Grundrechte! Ja, genau, die die die Generation Heulsusen sich nie jemals hätte erkämpfen können, aber jetzt darauf rumreitet, als wären sie ein Gut, das sie auch nur im Ansatz verstehen würden und nicht ein banales Schlagwort dafür, eigene Ansichten durchzusetzen und vor allem den eigenen Egoismus und die pure Ausbeutung von allem voran zu treiben.

Sich ändern? Nö, warum denn. Mir geht es ja so gut. Ändern würde ja vieles bedeuten, z.B. Verzicht. Aber wenn man etwas immer gehabt hat ohne darüber nachdenken zu müssen, dann verzichtet man ungern darauf. Nachzudenken, ob etwas richtig oder falsch ist, ist einfach fehl am Platz, schließlich müsste man sich dann im schlimmsten Fall beschneiden. Dann schon lieber allen anhängen, die das utopische Märchen verbreiten, dass man genau so weiter machen kann, wie bisher und alles wird immer und ewig gut sein, werden und vor allem bleiben. Nicht verzichten wollen spielt da eine Rolle, blanker Egoismus und anti-soziales Denken ebenso. Lieber glaubt man dem honigschmierenden faulen Gelabber ebenso egoistischer Dummschwätzer, die den eigenen Glauben an sich selbst und die nach-mir-die-Sintflut-Einstellung festigen, als einmal weiter nachzudenken.
Faulheit, Trägheit, Egosimus. Das sind leider die Pfeiler, auf die man dann sein Gerüst des Lebens erbaut. Okay, das mag etwas hart klingen, schließlich „meinen es viele nicht so“, aber letztlich ist nicht die grundsätzliche Einstellung entscheidend, sondern das Ergebnis bzw. die Auswirkungen dieser Einstellung.

Man müsste etwas machen, müsste verzichten, müsste eben mehr so leben wie „früher“. Genau dieses „früher“, das so oft fälschlich missbraucht wird, wenn erzählt wird, dass „früher“ die Menschen das ja auch so gemacht hätten und das man dies „schon immer“ so macht. Na gut, kann man von den Intelligenzbestien, die oben genannten propagandieren ein tieferes Wissen der Geschichte erwarten? Kann man wirklich erwarten, dass diese abstrahieren, dass gegenwärtiges nicht immer vergangenes war? Kann man wirklich erwarten, dass Menschen abstrahieren, dass sie nicht immer im Honigfass gelebt haben? Dass nicht immer Frieden herrschte und 30 Tage Fleisch im Monat die Regel waren? Kann man wirklich erwarten, dass genau diese Leute, die erzählen, dass „früher“ das schon immer so war, wissen was früher war und sich wirklich Gedanken darüber gemacht haben?
Nein, kann man nicht, denn sonst würden diese Leute ja nicht solchen Schwachfug behaupten und ihre Kauleisten für mehr auseinander bringen, als sich ständig darüber zu beschweren, dass sie nicht immer das bekommen, was sie wollen und wie Kleinkinder herumjammern.

Ja, verzichten lernen muss man auch lernen. Und eigentlich könnte das alle bereichern. Dazu müsste aber Verständnis dafür herrschen und vor allem der eigene Egoismus etwas weichen. Vielleicht kostet dann Fleisch eben mehr als heute. So wie früher, übrigens. Und vielleicht bedeutet das, dass man weniger davon ißt. So wie früher eben. Und dass die Tiere dadurch besser gehalten werden und letztlich nicht reines Wegwerfprodukt sind. So wie früher.
Ach nein, das ist ja das andere früher. Das böse früher. Also das echte, nicht das aus Utopia oder Schlaraffia. Das ist nicht das Früher, das man so gerne anführt, also das früher, dass sich einfach auf die letzten Jahre bezieht und nicht auf echtes früher, also so wie es einstmals mal war in der „guten alten Zeit“, die ja ganz anders war und in der die Verfechter dieser gar nicht leben wollen würden, weil sie diese ja gar nicht meinen, sondern sich auf die in ihren Hirngespinsten beziehen.

Tja, und weil jeder fromme Wunsch letztlich nicht das bringt, was man erhofft, sind es leider nicht Erkenntnis, Verständnis und Vernunft, die die Menschen in ihrer Masse zum Handeln bringen, sondern Gesetze, Verbote und Regeln.

Nichts anderes zeigt sich in der aktuellen Situation. Appelle an die o.g. Vernunft sind unnützer Wunschgedanke. Gibt es keine Regel, kein Verbot, dann ist es egal, was richtig wäre, so lange es erlaubt ist, ist es ja nicht verboten.

So sehr Einschränkungen auch Beschneidungen sind, manchmal ist die Masse eben nicht mit Schwarmintelligenz gesegnet, sondern mit Schwarmdummheit. Auch wenn viele Dinge richtig machen, sind es die Egoisten, die anti-sozialen, die Kurzzeitdenker, die alles-haben-Woller, die aus der Norm ausbrechen und Erfolge verhindern. Oder eben zeigen, dass man nur durch Verbote Dinge regeln kann und nicht durch Gebote.

Warum geht der Lockdown lange, warum werden Regeln immer wieder gelockert und verschärft? Die Antwort findet sich im gerade geschriebenen Text. Genau darum. Und auf diese Erkenntnis hätte ich lieben gerne verzichtet.

Donnerstag, 14. Januar 2021

Haltet doch einmal für 5 Minuten die Klappe! – eine Medienkritik

 

Die Coronapandemie hat vieles gezeigt und zu Tage gebracht. Dass die Welt klein ist, dass der Mensch trotz aller Hybris und Technologie von einem Virus in den Grundfesten erschüttert wird, dass H.G. Wells Recht hatte, als er 1898 die überlegenen Außerirdischen in “Krieg der Welten“ nicht durch menschliche Stärke oder Erfindungsgeist besiegen lässt, sondern durch die simpelste aller Lebensformen, nämlich einfache Bakterien.

Die derzeitige Situation mag man nun auch als Schlag Gottes oder der Natur gegen die menschliche Hybris sehen, das Ende sei nahe verkünden oder wie auch immer für eigene Anschauungen oder Ziele instrumentalisieren. Oder man nimmt es als Ausprägung eines widernatürlichen Lebensstils, angefangen von der Ausbeutung der Natur bis zu Massentierhaltung.
All das mag und darf man tun. Philosophische Ansätze davon sind auch richtig und wichtig. Aber in all dem darf man nicht das Direkteste vergessen, d.h. wie reagiert man darauf und wie nimmt das alles der normale Bürger wahr, der Kinder hat, zur Arbeit geht, der sich Sorgen um die Großeltern macht und schwankt zwischen Weihnachten in der Familie und totaler Abstinenz. Der die Kinder isoliert, Kontakte beschränkt, Beziehungen verhindert, das soziale Umfeld rein virtuell gestaltet. Oder der sich denkt, lasst mich in Ruhe damit, wir sterben ohnehin alle, lasst uns das nicht so eng sehen.

Warum Handlungsempfehlungen scheitern und sich Menschen erst durch rigorose Gesetzte und Gebote an Dinge halten, ist fast schon zu klar. Der große Feind ist immer der Trott, die Gewohnheit. Was, die soll ich ändern? Auf keinen Fall, ihr spinnt ja!

Ja, das ist der größte Feind. Nicht umsonst befinden sich Menschen unsäglich Lange in Situationen, die sie selbst eigentlich gar nicht wollen. Der Job ist schlecht, die Partnerschaft schon lange über den Berg, Nichtraucher sein wäre toll, ich wollte schon immer ein Buch schreiben und wenn, dann wird es großartig - und außerdem ist man viel zu dick geworden. All das kann aber leider nur einer ändern. Man selbst. Und das ist auch das Dilemma.

Status Quo wünschten sich nämlich nicht nur die Teilnehmer des Wiener Kongresses 1815, sondern das wünscht sich auch jeder Mensch. Nur nichts ändern, es ist ungewiss, was da dann auf einen zukommt. Als ob es das nicht ohnehin wäre. Und dann, das ist das schwerste von allem, müsste man aus seinem Trott ausbrechen, aus der Bequemlichkeit eines eingespielten Alltags, aus bekannten Abläufe, aus allem was genau kalkulierbar ist, was keine Änderung bedeutet, was so ist wie immer, wo also die Anstrengungen gering sind.

Das könnte man noch weiter ausführen, doch ich denke, der Punkt ist klar geworden. Und das spielt auch bei der Umsetzung von Dingen eine Rolle, die nötig sind, um weiter auf dem Planeten zu leben. Weniger Raubbau mit der Natur, weniger Fleischkonsum, saubere Meere, weniger fossile Brennstoffe. Das klingt ja alles schlüssig, aber sobald es ans Ändern geht, laufen die Leute Sturm.

Das hieße ja dann faktisch wirklich weniger Auto fahren. Oder eben weniger Fleisch essen. Oder weniger Feuerwerk. Wo kämen wir denn da hin, wenn all die ganzen Traditionen wegfallen. Die machen unsere Kultur ja aus.

Ja, die machen sie aus. Und zwar die Kultur des ungehemmten Wohlstand, in der wir uns befinden. Noch nie wurde das so praktiziert wie heute. Selbst der allmächtige Sonnenkönig hat sich einst mit einem Plumpsklo zufrieden geben müssen und angeblich stank es in Versaille derart, dass man dem Übel nur mit dem Versprühen von Unmengen von Parfum Herr werden konnte.

Fleisch jeden Tag in rauen Mengen auf dem Tisch gab es nie zuvor. Einmal in der Woche vielleicht, ansonst war das eben in Resten verkocht in einem Eintopf oder einer Suppe. Das sind nur Traditionen, die welche sind, weil man es nicht anders kennt, weil man im Honigtopf aufgewachsen ist und nicht ein Körnchen Zucker von seinem Teller fallen sehen möchte. Das Schlimme dabei ist, dass man selbst diesen Honigtopf gar nicht sieht, sondern in menschlicher Hybris und arroganter Unbescheidenheit davon parliert, man könne einen ja nicht Beschneiden in diesen Dingen, denn das wäre Sklaverei und Tyrannei. 

 

Faust ins Gesicht ist meine Antwort darauf. Einfach mal die Klappe halten. Denn wer nicht erkennt, dass er da ist, wo er ist, der hat es nicht verdient. Der sollte genau dies erfahren, nämlich Tyrannei und Diktatur. Wer dies jetzt hier ruft, der scheißt damit auf alles, wofür Menschen gestorben sind, die genau dagegen gekämpft und gelitten haben. Respekt. Bescheidenheit. Das fehlt leider viel zu oft. Ja, natürlich, man kann etwas verbessern, aber genau darum geht es in diesem Fall ja nicht, sondern dass die eigene Wohlstandssuhlerei nicht in Frage gestellt wird. Dass man schön Erdbeeren im Winter bekommt, die Regale immer voll sind und am liebsten alles sofort und immer haben möchte. Da wird die Freiheit der eigenen Rechte für ein kostenloses Handyspiel aufgegeben und dann lauthals gegen „das System“ gebrüllt, wenn es mal daran geht, selbst aktiv zu werden.

Auch das könnte man lange ausführen, aber ich denke auch hier ist der Punkt klar geworden.Ändern möchte sich keiner und schnelle Änderung schon gar nicht. Auch wenn es besser wäre. Für einen oder für alle. Es wird sie immer geben, die die es rauszögern, die es nicht wahrhaben wollen aus den oben genannten Gründen. Und deswegen funktioniert es in der Masse leider nur mit Gesetzen, wenn etwas durchgesetzt werden soll. Ansonst beruft sich nämlich wieder irgendjemand, der zu bequem und zu faul ist, etwas anders zu machen auf seine Grundrechte Scheiße labern zu dürfen oder diese auch gefälligst genau so ausführen zu wollen bzw. dies nicht zu tun. Und schon gar nichts “für“ die anderen tun zu müssen, auch wenn man nicht betroffen wäre oder es einem egal sei, aus welchem Grund auch immer.

 

Kommen wir zum letzten Aspekt dieses Essay, denn der Argumentationskette folgend, dass niemand Änderungen möchte, weil diese die Gewohnheiten ändern und vor allem schnelle Maßnahmen nur durch Gesetze durchführbar sind und nicht auf den (ohnehin meist nur dezent vorhandenen) Intellekt der Menschen setzen können – und das ist die Rolle der Medien. Denn diese muss sich auch ändern. Und das wollen die genauso wenig, aber auch sie müssen sehen, dass es mehr gibt als Schlagzeilen in der eigenen Verantwortung zum Konsumenten.

Ja, es gibt keine “die Medien“, denn diese sind ein Konglomerat aus vielem. Zeitungen, Radio, TV, Internet-Plattformen, Social-Media. Und auch hier reicht das Spektrum von links nach rechts. Und auch in der Ausprägung ist das unterschiedlich, auch bei den Rezipienten, die man anspricht. Aber trotzdem gibt es Züge, auf denen alle fahren.

Schnell berichten ist einer davon. Schlagzeilen raushauen ein anderer. Eine Schlagzeile ist nicht einfach eine Überschrift, sondern diese soll ja dafür sorgen, dass man einen Artikel liest, einen Beitrag klickt oder ansieht. Und das geht nur durch maximale Wichtigkeit, Angst, Neugier und Polarisation. Ist es JETZT wichtig, dann muss man das quasi Lesen. Polarisiert es – umso besser. Denn egal was drinsteht, es ist ja eine neue Ansicht zu einer alten Meinung. Und das verkauft sich leider immer noch am Besten.

Jeden Sommer hagelt es die immer gleichen Meldungen, wenn das vielzitierte mediale Sommerloch gerade anklopft. Natürlich gibt es da auch die Brandstorys wie “Kann man Melonenkerne eigentlich mitessen?“ oder “Blumentopf in Freiburg von Fensterbrett geworfen – Polizei bittet um Mithilfe!“.

Aber eben auch klassische Sommerloch-Polarisation wie “Trinkt nur heisse Getränke, wenn es warm ist! Richtig heiss! Keine Kaltgetränke!“ Oder: “Schlaf dich schlank – Abnehmen im Schlaf, so einfach ist das.“
Und natürlich wird dann auch der unbekannte Abseitspolitiker aus der zehnten Reihe zitiert, der irgendeinen abstrusen Nonsens fordert, den sowieso niemand ernst nimmt, außer es ist Sommerloch und er polarisiert damit schön und man liest den Schwachfug, um sich gepflegt darüber aufzuregen und dann auf die Politiker zu schimpfen und die Pläne, “die die da oben“ wieder einmal vorhaben.

Pustekuchen. Wollte ja keiner, aber es liefert so schönen Stoff und Aufregen tut ja auch der Seele gut, denn dann geht es einem selbst wieder besser, da man ja seiner Wut Luft gemacht hat. Geändert hat man eh nichts und letztlich wird ja auch das nicht gemacht, was Mr. Nochniegehört da im Sommerloch gequakt hatte, also alles beim Alten und keinem tut es weh.

Aber auch ausserhalb dieser Zeit funktionieren Schlagzeilen so. Polarisation ist immer noch das Beste Mittel. Neben Angst und Dringlichkeit. Angst gibt es allerdings gerade inflationär. Das zieht dann nicht mehr ganz so gut und läuft sich aus. Und wenn das der Fall ist, dann muss man eben andere Hebel ansetzen.

Und hier beginnt die Verantwortung. Es ist eben nicht Sommerloch gerade. Sondern eine Pandemie, die die Menschen verunsichert und die vor allem Geschlossenheit braucht. Es ist, wie erklärt, ohnehin schon schwierig den Trott zu überwinden, erst Recht wenn es negative Auswirkungen hat, nämlich erhebliche soziale Einschränkungen. Hier fordern alle Einigkeit und soziales Verhalten Füreinander. Aber in der letzten Konsequenz müssen sich auch die Medien daran halten.

Eine Schlagzeile ist eine Schlagzeile, aber jetzt ist sie eben viel mehr. Im schlimmsten Fall ist sie verunsichernd und kontraproduktiv. Und das sollte man selbst bedenken. Sofort als es um das Thema Masken ging, kam die Polarisation auf, dass diese auch nicht ausreichend schützen.
Dankeschön.
Aber besser als ohne, so ist der allgemeine Konsens mittlerweile definitiv.
Keiner braucht hier Erbsenzählerei die öffentlich ausgetragen wird.
Wie krumm muss die Banane sein, um noch als Banane durchzugehen?

Bitte klärt das doch in Brüssel und bitte spendiert keine weitere polarisierende Schlagzeile mehr für noch mehr Verunsicherung. Die Presse hat hier eine Verantwortung und dieser kommt sie nicht in dem Maße mach, die sie sollte. Auch sie muss sich einer moralischen Kritik stellen und kann nicht wahllos für reine Click- und Leserzahlen alles letztlich torpedieren.

Das Torpedieren ist zwar nicht gewollt, aber es ist die Folge dessen. Nämlich dass es eine noch größere Verunsicherung gibt. Dass Menschen zum einen jeden Strohhalm ergreifen werden, nicht das zu tun, was Änderungen erzeugt (der Klimaschutz ist da das beste Beispiel), zum anderen, dass das all denen in die Karten spielt, die ohnehin dagegen angehen und zuletzt dass es noch die verunsichert, die eigentlich das Richtige tun wollen.

Es gibt Momente an denen eine Schlagzeile nicht mehr wichtig ist. An denen eigene Bereicherung und eigener Erfolg hinter dem Rest zurücktreten müssen. Das fordere ich von den Medien und der Presse. Mut zu besitzen und Einigkeit zu fördern und nicht Zwietracht zu säen, selbst wenn dies unbeabsichtigt wäre. Soviel Umsicht sollte man haben – oder sie sich wieder erarbeiten.

 

 

 

Freitag, 9. Oktober 2020

“Ich werde das doch mal sagen dürfen…“ – wie uns Social Media verdummt

Früher – ja da war alles anders. Da musste man noch richtige Hürden nehmen. Man musste irgend jemanden dazu bringen, das was man als intelligent gedachten geistigen Erguss fabriziert hat, auch in die Welt hinaus zu posaunen. Leider waren weder die meisten Verleger noch Redaktionen, Zeitungen, Radiosender oder TV-Stationen bereit auch jede noch so minderbemittelte Mitteilung jedes mitteilungssüchtigen Jemanden unbedingt und bedingungslos zu veröffentlichen. Meist wanderte das dann in die Tonne und die Meinung an einen alkoholgetränkten Stammtisch. Hier konnte man seine Bestätigung einheimsen, hier bekam man für jeden noch so hirnrissigen Blödsinn von zumindest irgend jemanden Recht und hier verschwand auch alles im Dunkel des Abends und im Vergessen der Expertise aller Beteiligten, aller Supertrainer, Fast-Doktoren und Garagenpsychologen.

Doch dann kam sie – die Sternstunde für alle, die sonst stumm bleiben mussten, weil ihr “Wissen“ derart fundiert war, dass das Erklären einer Toilettenspülung zur Sisyphusaufgabe mutieren konnte. Das Zeitalter der unkontrollierten Botschaften, der Minimalstmeldungen brach an. Und – um diesen Zeitsprung kurz zu machen – irgendwann war dann jeder fähig, der auf einen AN-Schalter drücken konnte, diese Botschaften (wenn auch weder grammatikalisch noch inhaltlich fehlerfrei) auf den Rest der Menschheit loslassen zu können. Dieser erklärte man nun die Welt und packte die ganz große Tüte der Schwurbelkiste aus. Jetzt war nämlich einfach alles möglich und jeder Schulhofclown, der wieder mal von seinen phantastierten Abenteuern prahlte mutierte zum quasi-Superhelden in seinen Botschaften, jeder kannte irgend jemanden, der irgend etwas gehört habe, was unbedingt erzählt werden muss, schließlich kommt es ja (Achtung: Ironie!) aus “erster Quelle“ und natürlich wurde jede handgemachte und mit Word 95 hingerotzte Bildtafel mit erfundenem Text und geklautem Bild sofort geteilt und als Wissen hinaus trompetet.

Da war sie – die Brachialgewalt des Dunning Kruger Effekts – die Lawine der Doofheit, die unfiltriert über die Menschheit herein brach. Und genau dieses Unfiltrierte generierte “Wahrheiten“, die nicht nur so alt wie Methusalem waren, sondern deren Bart dessen um unzählige Meter übertraf. Jede noch so abgelutschte Verschwörungstheorie wurde als “neue Insiderinformation“, als die Weisheit des Himmels, die Realisation der Wahrheit spannungsvoll gelesen, gekaut und geschluckt. Wer jemals in seinem Leben Umberto Ecos Meisterwerk “Das Focaultsche Pendel“ von 1988 (!!!) gelesen hat, der kann über den ganzen Mumpitz nur lächeln und sitzt gähnend in der Ecke, nur um bald darauf aufzuschrecken, wenn der nächste Effekt eintritt – die Gewöhnung.

Selbst die letzten Hinterhofschwurbeleien wie die “Protokolle der Weisen von Zion“ blühen wieder auf und werden durch sinnfreie Repetation zur Halbwahrheit. Denn wenn “alle“ was davon wiederholen, dann muss ja ein Teil wahr sein. Dieser Trick, also die Wiederholung von etwas, damit es ins Bewusstsein dringt, nutzt schon die Werbung, wie sicher alle Kaffe- und Kuchen-Psychologen bestätigen werden. Es mag nicht das beste Produkt sein, aber es kommt einem sofort in den Sinn. Ungewollt und auch eigentlich ungewertet. Aber es belegt den Speicherplatz. Fast-Food-Restaurant? Ketchup? Taschentücher? Kleber? Egal ob man es nutzt, man kennt die Marken. Und so ist es hier auch. Egal ob man es erstmal glaubt, man weiss darüber. Und damit übernimmt dieses unbewusste "Wissen" einen Teil im Gehirn und genau das tritt dann ein, wenn man am Ende zugesteht – “ja, ein bischen Wahrheit wird ja mal drin sein…“.

Dass weder Wissen noch Erkenntis, noch Wahrheit noch irgendwas so funktioniert, vergisst das menschliche Gehirn leider aufgrund der sublimen Indoktrination bzw. der Suggestion durch die ständige Gebetsmühle. Am Ende ist die Verknüpfung entscheidend und nicht, ob diese durch reine Nennung oder echten Zusammenhang entstand. Und genau so arbeitet jede Verschwöungstheorie, jedes Geschwurbel und jede Art der verbreiteten Unwahrheiten, die, so will man mal unterstellen, doch in der Mehrheit am Ende echt geglaubt werden (wenn man von Agitatoren absieht).
Neben Ecos Werk empfehle ich hier die Beschäftigung mit echten Verschwörungen, die im Laufe der Jahre aufgedeckt wurden. In der Moderne wäre das z.B. die Iran-Contra-Affäre bzw. den Watergate-Skandal. Hier wird auch immanent deutlich, was diese von reinen Schwurbeleien unterscheidet – nämlich die enorme Komplexität.
Klassische Verschwörungstheorien machen die Welt einfacher. Es gibt ein Feindbild, landläufig “die“ genannt. “Die“ sind eine unbestimmte Menge an bösartigen Mächtigen, die die Welt regieren oder regieren wollen. “Die“ haben möglichst verabscheuungswürdige Eigenschaften und sind immer klar definiert per Hautfarbe, politischer Einstellung, Lebensform, sozialer Ausprägung etc.. Grundsätzlich lässt sich sagen es sind immer "die" anderen. Punkt. Und sie sind böse. Deren Pläne sind zudem auf dem Niveau jedes James Bond Bösewichts. Zum einen meist unsinnig und sich selbst enttarnend, dann mindestens überambitioniert (Weltherrschaft) oder komplett gaga (Universalherrschaft) und letztlich sind sie so geheim, dass jeder – wirklich jeder – ehemalige Stammtischkampftrinker oder politisch Unbedarfte, der Ghandi für einen Parfum und Mussolini für einem Designer hält, diese Pläne schon längst spitz gekriegt hat. Daran merkt man auch, wie klug die Verbreiter solcher Geschichten sind und bekommt Dunning Kruger mit dem Holzhammer übergezogen.

Hier verweise ich wieder auf die o.g. Verschwörungen und die dortigen Verkettungen, Hintermänner und Strukturen. Niemand – und ich meine wirklich niemand – kann diese in dieser lapidaren und erschreckenden Einfachheit wiedergeben, die es bei den landläufigen Verschwörungstheorien gibt. Die Verstrickungen sind derart kompliziert, dass ein “die“ ohnehin nicht auffindbar ist und die Verflechtungen in keinerlei Weise derart simpel sind, dass sie den Theorien entsprächen, die beim geneigten Publikum reissenden Absatz finden. Und das machen sie dann auch nicht. Weil sie weder schnell transportierbar, noch simplifizierend, noch das eigene Ego stützen, noch leicht verständlich sind. Und damit sind sie uninteressant. Aber immerhin erkennt man daraus Merkmale, wie man bei zukünftigen Bewertungen etwaiger "Entdeckungen" vorgehen könnte.

Die Zeit lässt sich nicht zurück drehen, die Entwicklungen nicht ändern. Man muss der heutigen Informationsflut (Information hier im Sinne der reinen Datenübermittlung) Herr werden. Man muss diese viel mehr werten als früher. Man ist selbst mehr gefragt, Dinge zu trennen, zu filtrieren, zu bewerten. Diese Selektion wurde einstmals von anderen auf der untersten Ebene übernommen, jetzt ist man selbst damit schon konfrontiert. Und bekommt auch die Auswirkung zu spüren, nämlich dass viele falsche Aussagen leider zu mutmaßlich richtigen führen können.
“Die Masse könnt ihr nur durch Masse zwingen“, sprach einst der Direktor in Goethes Meisterwerk “Faust – Der Tragödie erster Teil“ – und so heisst es, dass auch aktives Entgegentreten notwendig ist. Das Internet, vor allem Social Media, darf nicht zur Spielwiese der Mitteilungswütigen, der Geltungsbedürftigen, der Verlierer werden, die sich selbst darstellen möchten, darf nicht Sammelplatz für beliebige Hetzer, Lästermäuler und politischen Agitatoren werden, denen jedes Mittel recht ist. Entgegentreten heisst es hier leider im Moment. Nicht still bleiben, sondern reagieren, nicht alles, was jemand aus dem Mund vor die Füsse fällt auch als Meinung akzeptieren, sondern klar machen, das es auch Grenzen gibt – und diese Grenzen sind der Hass, Mißgunst, Neid, Selbstmitleid und die eigene Lethargie.

Dienstag, 9. Juni 2020

Der tiefste Punkt des Fernsehens ist mehr als erreicht

Trash-TV ist schwer angesagt diese Tage. Auf jeden Fall kommt es einem so vor. Ein Knaller jagt den nächsten - eine Folge von "Promis unter Palmen" war selbst dem Sender SAT1 zu heftig, woraufhin man diese aus der Mediathek nahm. Internet-TV-Anbieter Joyn ließ die freilich drauf, insofern ist der damalige Shitsorm, auf den SAT1 reagierte ad absurdum geführt, vor allem weil ja Joyn nichts anderes ist als eine Tochter von SAT1/PRO7. Anstand? Nö, danke. Doch diese Sendung, bei der sich Z-Prominente lächerlich machen durften und dessen Gewinner wegen sexistischer Aussagen aus der Wiedersehensshow vom Sender ausgeladen wurde, war nur ein Vorgeschmack.

Senderkollege PRO7 packt, immer noch in der Post-Stefan-Raab-Starre befindlich, älteste Formate wieder aus. In "Balls" stellt man Kandidaten die Frage,was sie alles machen würden, wenn sie dafür Geld bekämen. Egal, wie auch immer die Aufgabe - mindestens einer, meistens mehere, finden sich immer. Ein Ei mit Schale essen, dabei ein Hühnchenkostüm tragen und von einem dicken, als Hahn verkleideten Mann angedeutet penetriert zu werden - klar doch! Dreck und Hundehaare vom Boden lecken - bin dabei!
Das ist alles so unglaublich veraltet und hat, zum Glück, hierzulande nie Fuss fassen können. Verona F.s Brust wurde einstmals gewogen, Passanten zum Ablecken eines Rolltreppenbandes für Geld animiert. Gott sei es gedankt, dass solcher Schwachfug auch vor 20 Jahren mit Pauken und Trompeten beim Publikum durchgerasselt ist. Hypnoseshows haben selten einige Folgen überlebt und weiteres, das zu Recht ungenannt bleiben soll, aber in eine ähnliche Kategorie fällt, überlebte ebenfalls nicht lange.
Insofern wundert man sich, dass 2020 solcher Schwachfug wieder aus der Mottenkiste ausgepackt wird und mit billigsten Mitteln auf Zuscherfang gegangen wird, obwohl man wissen sollte, dass das schon früher nicht funktioniert hat. Naja, vielleicht ist die Zeit ja jetzt reif, mag sich da der ein oder andere in der Fremdschäm-Redaktion gedacht haben. Nö, isses nicht - und am meisten stellt sich der Sender blos, der solchen Doofsinn initiiert. Auch wenn Kandidaten mit Gülle gefüllte Stiefel tragen, während sie in einem Schubkarren voll Kuhfutter sitzen und von besagter Kuh abgeschleckt werden, so fällt das meiste auf die Show zurück, denn dem aufmerksamen Beobachter entgeht nicht, dass hier Woche für Woche anscheinend die selben 50 Kandidaten sitzen, was bedeutet, dass der Schmonzens am Stück runtergekurbelt und derart billig produziert wurde, dass die Assistenten des erschreckend witzlosen Animateurs, den man angeheuert hatte,um den ganzen Müll zu moderieren, nicht mal Zeit hatte, sich von der einen zur anderen Folge umzuziehen. Billigstes Fernsehen also für die zu erwartenden billigsten Zuschauer - das geht meist wirklich nicht gut.

Und damit Senderschwester SAT1 dem allem nicht nachsteht, startet hier das neue alte Format "Beauty & the Nerd", bei dem möglichst intelligenzresistente "Schönheiten" auf möglichst doof aussehende "Nerds" treffen. Dass wirklich gar niemand mehr bei dem Trash mitmachen möchte, zeigt sich vor allem daran, dass die "Nerds" nun nicht mehr Programmierer oder Physiker sind, sondern Lageristen oder Konditoreifachangestellte. Wow - nicht mal mehr einen Teil des Titels kann der Sender erfüllen. Das nerdigste ist dann auch, dass die Jungs doofe Klamotten tragen und Computerspiele machen. Hallo SAT1, es ist 2020! ALLE, und damit meine ich restlos ALLE, spielen Computerspiele. Okay, die wahrscheinlich total verschnarchte Redaktion des Doofheitsformates hält das bestimmt für supernerdig und toal ausgefallen, also lachen wir sie gerne weiter aus. Wie immer ist der Rest schon vorprogrammiert: die "Schönheiten" werden am Ende immer noch intelligenzresistent sein, das irgendwann erfolgende Neustyling der "Nerds" erlaubt diesen dann das erste Mal, normale Klamotten zu tragen und wird die Damen die Kinnladen runter klappen lassen, was am Ende dazu führt, dass die Herren gut aussehen, aber die Damen immer noch kein Quentchen schlauer geworden sind. Kann man sich also getrost sparen die ganze Gurkenshow.

Wenden wir uns also zu den wichtigen Fragen:
Wann wird die Sendergruppe ihr eigenes Profil wiederfinden? Wird sie auf dem Weg dahin noch mehr Schnarchformate aus der Altmüllablage auspacken? Wird "The Masked Singer" deswegen irgendwann drei- und nicht nur viel zu viele zweimal pro Jahr laufen? So viele spannende Fragen, dass man die Anwort kaum noch erwarten kann.
Ich kann sie auf jeden Fall nicht erwarten.
Weil sie mich nicht interessiert.


Freitag, 10. April 2020

Karfreitag und das Eierschälen - ein Tag des Wahnsinns beim Verkaufsfernsehen


“Ofen, Grill und Friteuse in einem!“
Ja, das Verkaufsfernsehen schlägt mal wieder zu, auch am Karfreitag.
Da ja heute, nicht wie sonst üblich, sich niemand beschweren kann, dass er jetzt gerade unbedingt in die Disco gehen will oder “Life of Brian“ ansehen muss (dazu steht ja alles auch schon im Blogartikel vom Karfreitag 2019), bleibt für viele nur übrig, sich mit anderem zu beschäftigen. Und die Verkaufssender sind wieder einmal eines davon, bieten sie doch viele nützliche Produkte zum vermeintlich kleinen Preis, die zudem kontaktfrei!! geliefert werden. Darunter befindet sich auch dieses Wundergerät, worin man unter anderem so etwas phantastisches wie “Gemüse drin machen kann, wie z.B. Pommes oder Chicken Wings.“ Hier, so ist klar erkennbar, spricht nicht nur der Koch, sondern auch der Gourmet und Gesundheitsfanatiker. Endlich Gemüse wie bei Mama – egal, ob Pommes, Chicken Wings, Pizza Hawaii oder Fischstäbchen. Lecker!
Aber es geht noch besser, denn “ein echter Ofen nimmt Kilowatt... da dürfen sie gar nicht dran!
Der hier nimmt so viel wie mein Haarföhn.“ Endlich ein Lichtblick! Fundiertes Elektrikwissen! Dass der handelsübliche Haarföhn ebenfalls mindestens eine Leistung von 2000 Watt, also 2 kW hat, wird hier wohl eher nicht verschwiegen, sondern ist dem Meisterverkäufer wahrscheinlich selbst nicht bewusst.

Danach macht die neue Wunderwaffe für das Eierschälen nicht gerade das was sie soll, sondern eher was sie will, beziehungsweise, das was sie nur kann, denn was sie machen soll, das würde sie nie machen, selbst wenn man das will. Also mal zum Mitschreiben, damit man überhaupt versteht, dass sich das Prinzip schon auf dem Papier doof anhört: In ein quasi eierförmiges Plastikgefäß mit der Größe von zwei aufeinander gesetzten Eierkochern, werden hart gekochte Eier gegeben. Dazu etwas Wasser. Der Grund dafür ist klar, denn “mit Ihren dreckigen Händen schälen sie sonst die Eier! Und das will ja auch nicht jeder!“ Na, ich weiß ja nicht, ob jeder, der gerade vom Kanalreinigen von draussen reinkommt, nichts anderes zu tun hat, als sich sofort ans Eierschälen für Ostern zu machen. Meist kocht man die Dinger ja und schält sie dann danach und putzt nicht obendrein zwischendrin die Toilette. Die Handhygiene spielt also kaum eine Rolle, aber, das ist ja eine Strategie des Verkaufsfernsehens, nämlich dass man eine Not kreiert, wo gar keine existiert. Und dafür eine möglichst umständliche und schwachsinnige Lösung anbietet, die vor allem Geld kostet.

Wenn man also das Plastikgefäß mit den gekochten Eiern und dem Wasserboden befüllt hat, dann schüttelt man die Eier in dem Ding, also quasi der Eierschalenmühle und… es ist geradezu herzergreifend einfältig, dem im Fernsehen zuzusehen, denn selbst ein 3-jähriger mit gepolsterten Handschuhen weiß: das kann nix werden. Die Eier gehen beim Schütteln sofort kaputt und vermischen sich im schlechtesten Fall noch mit dem Rest, d.h. es bleibt eine wässrige Eierbrühe übrig – und bestimmt kein schön geschältes, zartes Osterei. Und im besten Fall ist das Ding halt zerdatscht und nass. Und – soviel sei den Machern auch an Würde gelassen, genau das passiert dann auch und genau das wird so gezeigt. Man hat geradezu Mitleid, wenn man den Schüttler in Aktion sieht, der dann, oh Wunder, feststellen muss, dass er ja “anscheinend zu fest geschüttelt hat“, wenn von vier Eiern eines komplett zu Schaden kommt und der Rest dann maximal als Eiersalat dienen könnte. Dass der Chefmoderator nebenbei herzlich lacht, macht die Nummer aber unglaublich sympathisch, denn hier sieht sogar der Verkaufsprofi – ne, das wird nichts werden, mein Bester und verleiht dem Kollegen quasi virtuell einen Orden für das Verkaufstalent Nummer 1 im Jahre 2020!

Bei den Kollegen vom anderen Kanal wird dann eines dieser wahnsinnig tollen Dinge verkauft, die in der Show “Die Höhle des Löwen“ präsentiert werden und von denen man dann nie wieder etwas hört. Hier ist es ein Knoblauchölspray das gegen "Knoblauch an den Fingern" hilft. Also diesem Unding an Geruchsbelästigung, gegen das auch tagelanges Händewaschen oder dem Baden in Seifenlauge anscheinend nichts hilft. Außerdem ist dort, nach Aussage des Erfinder auch “keine Knoblauchfahne darin enthalten“. Puuh, Glück gehabt… Doch, oh je, es gibt nur noch "Restbestände" dieses Wundermittels! Was für eine tolle Show, die solch Helfer der Menschheit zu uns bringt.

“Ich finde 50 Liter Desinfektionsschutz sind das schönste Geschenk!“ Ja, das werde ich meinen Kindern auch an Weihnachten sagen und auf den Verkäufer verweisen, der dies so angepriesen hat. 250ml Konzentrat, aus denen man 50 Liter machen kann. Und “heute mache ich einen Abverkauf!“ Ja, das ist neben “Restbestände“ das zweitliebste Wort im Verkaufsfernsehen. Leider hat sich mir dessen Inhalt noch nie vermittelt. Ein Abverkauf? Ja, was sonst? Werden die zwei Kilo Schweineschnitzel mit Klösen sonst verliehen? Das scheint eine Unsitte von Verkäufern zu sein, die Welt mit seltsamen Namen zu quälen. In Medienfachmärkten gibt es hin und wieder auch Schilder, die z.B. Filme zum “Mitnahmepreis“ anbieten. Als ob man sonst das Gekaufte im Markt läßt.
“Ah, Familie, ich habe heute einen Film gekauft!“ – “Ja, was denn?“ – “Den neuen Star Wars-Streifen“ – “Oh, und wo ist der?“ – “Den habe ich im Markt gelassen, war leider kein Mitnahmepreis“ – “Puuh, Glück gehabt!“, könnte so ein Dialog lauten, den sich der ein oder andere eventuell vorstellen mag, der dieses Wort benutzt. Natürlich muss keiner ein neuer Goethe sein, aber solche Begrifflichkeiten sind doch wirklich nur für das alte Kopf-Tischplatte-Spiel zu gebrauchen.

Die 250mL Desinfektionsmittel hätte man sich gesichert, da diese sonst für 200 oder 400 Euro auf dem Markt verkauft worden wären. Danke, hört man schon die Menschen sagen. Danke dass wir nicht auf solche Wucherer reinfallen müssen, die ein Produkt aufgrund von Notlagen oder gerade nochmals geschürten Ängsten einfach zu teuer verkaufen.
“Vielleicht haben sie einen Kindergarten, KiTa, Hort?“ Naja, ich weiss nicht, welcher Privatmensch solch eine Institution bei sich zu Hause hat, aber nun gut, Not macht ja bekanntlich erfinderisch und so sei auch ein solches Argument gekönnt. Doch dann kommt der größte Fehler der Welt: “Schauen Sie doch im Internet, was 50 Liter kosten!“
Kein kluger Ansatz, Herr Verkäufer. Denn ich schaue nicht, was 50 Liter kosten, sondern was die 250mL Konzentrat kosten. Von der gleichen Marke. Die selbe Flasche, die da gerade angeboten wird. Sie kostet, je nach Anbieter, zwischen 15 und 20 Euro. Lieferbar sofort.
“Ich mache euch heute einen Abverkauf!“ – Die mystischen Worte. Nicht für 86 Euro! Klar, das Ding kostet ja nur 20 überall maximal. Nicht für 49! Nö, bestimmt nicht. Sondern für 43!!

Danke liebes Verkaufsfernsehen, dass ihr uns vor Leuten beschützt, die das Unwissen und die Ängste anderer ausnutzen, um viel zu viel Geld für ein Produkt zu kassieren, das man anderswo billiger bekommen würde.





Dienstag, 3. September 2019

Komm, ich cover den nächsten Song – oder willst Du das machen?


Wer kennt das nicht – das Radio spielt, eine TV-Show läuft oder die Werbung dudelt – und der darin enthaltende Song kommt einem (manchmal nur in Teilen) bekannt vor. Ja, ganz klar, hier wurde wieder mal gecovert. Ein altes Lied aufgewärmt, sozusagen. Oft ist es der Refrain oder ein musikalisches Riff, in vielen Fällen auch der ganze Song. Dabei ist es egal, von wann das Lied stammt, aber da die 60er und 70er bald alle abgegrast sind (Mannfred Mann, Led Zeppelin, Harry Belafonte und mehr), sind derzeit die 80er, 90er und mittlerweile sogar schon die 2000er beliebt.
Im Prinzip wird dabei der alte Song meist modernisiert und manchmal auch im musikalischen Genre verschoben. So werden auch aus Pop oder Rockstücken Clubnummern mit viel House- oder Tranceeinschlag. Eben das, was gerade aktuell auf den Tanzflächen angesagt ist.

Dass diese Remakewelle auch im Film omnipräsent ist, habe ich ja in der Vergangenheit schon thematisiert. Allerdings muss man gerade auf das musikalische bezogen sagen, dass diese Praxis alles andere als neu ist. Diese vermeintliche Seuche einer unmusikalischen, unkreativen Jugend gab es, seitdem es Platten gibt, nur erinnert sich kaum einer mehr daran. Dieses liegt meist an der Tatsache, dass die Zeit bestimmt, was übrig bleibt. Wer erinnert sich denn wirklich an alle 53 Coverversionen von “Twist and Shout“? Von diesem Song erschienen allein 1963 mindestens drei Fassungen – und das nach dem Flop der ersten Version 1961 und dem Erfolg der Isley Brothers 1962. Keiner hat nach letzterer Fassung eigentlich eine Coverversion gebraucht. Trotzdem wollte jeder was abhaben von dem Kuchen. Selbst die Beatles haben das auf ihrem ersten eigenen Album 1962 mit draufgepackt. Das war einfach Usus, das war normal. Davor war keiner gefeit. Carl Perkins größter Hit “Blue Suede Shoes“ ist heute in der Elvis-Fassung fast bekannter. Auch ein böser Coversong, der nur wenige Monate nach dem Original erschien und auch Buddy Holly ließ es sich nicht nehmen eine eigene Fassung zu erstellen.

Wie schon bei “Twist“ unterscheiden sich die Lieder dabei nicht immer derart, dass die jeweilige Fassung ein echtes Eigenleben hat. Soviel Kreativität war selten gefragt, schließlich sollten die Leute auch damals schon dazu Tanzen können. Und dann spielte man den Stil, der angesagt war. Und da das alle Songs waren, die ohnehin in diesem Stil waren, war damit die Palette der Variationen äußerst klein und beschränkte sich auf eine andere Stimmfarbe des jeweiligen Sängers oder kleinere Variationen. Erst mit einem Fortschreiten der Musik, mit einer Differenzierung der Stile in den Genres, kamen dann spätestens ab Ende der 60er interessantere Neufassungen auf, die erstmals komplett die Stile verschoben und den Begriff des Covers wirklich neu definierten.  Wenn Jimmy Hendrix “All Along The Watchtower“ spielt, dann ist der Bob Dylan-Original kaum noch wiederzuerkennen. Die Chordstruktur stimmt, doch schon das Intro variiert Hendrix, ganz zu schweigen von der Dynamik, den Soli und den Effekten. Ein Singer-Songwriter-Stück wird zu einem Rocksong. Du niemand würde sich heute ernsthaft darüber beschweren oder Hendrix mangelnde Kreativität im Songwriting vorwerfen.
Joe Cocker hat dies in den 70ern und 80ern geradezu perfektioniert. Schon sein erster großer Hit “With A Little Help From My Friends“ war eine Coverversion eines kleineren Beatles-Songs. Und auch “You Can Leave Your Hat On“, das viele für ein Cocker-Original halten, ist auch eine Coverfassung. Aber sie ist so unterschiedlich vom Original, dass man tatsächlich von einer reinen Neuinterpretation reden kann. Hendrix wie auch Cocker haben dazu in ihren Coversongs nicht nur die jeweiligen Lieder an die Zeit angepasst, sondern damit auch etwas neues geschaffen und im Bewusstsein die Originale verdrängt, sind selbst zu diesen geworden.

Andere Lieder haben ein ähnliches Schicksal. Als Marylin Manson “Tainted Love“ coverte, beriefen sich viele auf das scheinbare Wave-Original aus den 80ern, das aber selbst schon ein Cover eines Liedes von 1965 war. Das ist der Umkehrschluss daraus. Ein Coversong, der so erfolgreich und bei dem das Original mittlerweile so unbekannt ist, wird in der Wahrnehmung selbst zum Original, das er eigentlich nicht ist.
Diese radikale Neuinterpretation gibt es aber nicht immer. Manchmal sing jemand einfach nur das alte Stück mit leicht modernisiertem Arrangement nach. Jeff Buckleys Fassung von Leonard Cohens “Hallelujah“ wäre so ein Fall. Und natürlich gibt es heute auch den Transport in ein anderes Genre.

Was mit dem Discotrend der 70er begann gilt bis heute. Ältere Songs werden dem Dancefloor angepasst. Dieser hat eigene Regeln, eigene Strömungen. Warum nicht ein bekanntes Stück nehmen, es mit Trancesounds versehen und so zu veröffentlichen? Ja, heute ist das anders. Da knallt die Kickdrum auf 4/4 rum und überhaupt ist das ja nur total unkreativ und primitiv. Aber das haben damals auch die Wächter der Moral und Musik über Hendrix und die Beatles gesagt. Heute sind das die Klassiker und morgen werden es wieder andere sein. Die Zeit zeigt, was übrig bleibt. Nicht jedes neue Cover überdauert die nächsten Jahre, nicht jeder Song wird in fünf, in 10 Jahren noch gespielt, geschweige denn gecovert werden. Eine Erscheinung also, die es schon seit Ewigkeiten gibt und nicht erst seit heute, die keinesfalls dazu benutzt werden darf, die Jugend, die nächste Generation zu diskreditieren. Das war früher schon der Fall, nur damals waren die Rollen umgedreht. Gebracht hat es ohnehin nichts und im Grunde wissen wir doch damit eines – und das birgt ja auch eine innere Befriedigung für alle – die Jugend von heute wird sich morgen auch wieder über die Unkreativität und Unmusikalität der Jugend aufregen – und dann wissen die endlich, wie das ist!